Trauerbewältigung

Begonnen von Sigibua, 04.05.2017 - 17:54

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Sigibua

Ich möchte einen neuen Threat eröffnen, einfach nur um meine Trauer zu bewältigen, oder um Gleichgesinnte damit anzusprechen.

Heute war wieder so ein Tag. Ich gehe zwar jeden Tag an Kiras Grab vorbei, meiner kleinen Bonsai-Wölfin, aber heute musste ich mit ihr wieder sprechen und bekam wieder feuchte Augen. Es schmerzt mich immer noch zutiefst, dass ich sie nach nur 2 Monaten verloren habe. Zuerst meine Luna, mein Seelenhund, dann unmittelbar darauf meine kleine Kira. Ein richtiger Pensionistenhund. Anschmiegsam, ruhig, liebevoll, ein lächelndes Unikat von einem Hund. Ich brauchte mich frühmorgens nicht zu waschen, denn Kira hat mir mein ganzes Gesicht abgeschleckt, nachdem sie dicht bei mir die ganze Nacht ohne mich zu wecken geschlafen hat. Sie war einfach ein ,,Herzibinki".

Aber vielen von euch wird es so ergehen, wenn sie ihr geliebtes Tier verloren haben, ein Familienmitglied, einen Freund, ein unersetzbares Lebewesen.

Auch meine Julie ist liebevoll, anhänglich, verschmust. Aber sie ist nicht wie meine Kira. Julie ist temperamentvoll, agil, fordert mich heraus, ist ein Ausbund an Lebensfreude, wie Anna festgestellt hat. Sie braucht so viel an Bewegung, an Leistung, an Aktivität. Für mich als Pensionisten grenzwertig. Aber sie erhält mich am Leben. Ohne Julie wäre ich wahrscheinlich – wie so viele in meinem Alter – lethargisch, antriebslos und des Lebens überdrüssig. Ich kann schon sagen, meine Julie ist eigentlich ein Therapiehund. Sie sorgt dafür, dass ich jeden Tag – ob Sommer und Winter – zumindest 1 Stunde spazieren gehe mit ihr, sie sorgt dafür, dass ich im Garten mit ihr Agility mache, sie sorgt dafür, dass ich nicht einroste. Frankfurter Würstel im Wurfbeutel ist für sie, wie T-Bon-Steaks am Griller fürs Herrli... Nur Herrli braucht dafür nicht zu rennen, aber Julie hetzt voller Inbrunst dem Beutel hinterher und liefert ihn auch zu Füßen vom Herrli ab. Brav.... 

Aber abends wird sie nochmals munter.  Das beginnt schon nächstens, wenn sie mich um Mitternacht auffordert nochmals raus zu gehen und dann nochmals, vielleicht um 3h Früh.... Ich bin zwar um diese Zeit nicht mehr willens ihren Jagdtrieb nach Marder zu folgen, aber ich lasse ihr halt ihren Willen. Wenn sie etwas hört, was draußen passiert, ist sie wie elektrisiert. Sie muss raus. Eigentlich müsste ich es ihr verbieten mich um diese Zeit zu wecken, Aber wie auch schon meiner Nachbar sagte – Julie darf alles......  Marder hat sie noch keinen erwischt und ich hoffe auch sehr, dass sie sich nicht auf einen Kampf mit diesen Tieren einlässt, denn das könnte auch schlimm ausgehen. Aber meine Julie darf halt alles....

Sie dankt es mir auch, mit ihrer Anhänglichkeit, mit ihrer Liebe zu mir, die sich nicht so wie bei Kira im ständigen Körperkontakt manifestiert, aber in einer Art und Weise, die ihr eigen ist. Auch wenn ich nur kurz wegfahre um einzukaufen, wartet sie auf mich und kann es nicht abwarten bis ich wieder daheim bin. Meine Frau ist dann immer da um sie zu trösten oder nur um einfach da zu sein. Julie war ja in den 1-!/2 Jahren noch nie allein. Sie freut sich auch sehr, wenn ich wieder daheim bin, aber das große Geheule wenn ich wieder da bin bleibt aus. Sie freut sich eher im Stillen, springt auf mich rauf und schleckt mich ab und ist froh, dass ich wieder da bin,

Julie ist mein ein und alles. Dementsprechend wird sie auch verwöhnt, Nicht nur von mir, auch meine Frau ist da sehr aktiv. Auch sie liebt Julie über alles. Wenn sie aber genug hat von den Streicheleinheiten die sie täglich bekommt und die Knuddelstunden, kann sie sich auch einmal zurückziehen. Und dann liegt sie – man höre und staune – nicht im Bett, sondern in ihrem Körberl.... Kommt zwar selten vor, aber doch. Auch Hunde brauchen ihr Rückzugsgebiet.

In diesem Sinne mit
LG
Sigi
,,Von allen je geschaffenen Geschöpfen ist der Mensch am verabscheuungswürdigsten. Er ist das einzige Wesen, das Tieren Schmerzen zufügt und weiß, dass es Schmerzen sind."
Konrad Lorenz
Unvergesslich: Luna und Kira
Homepage: http://www.juliehund.at

Renate058

#1
Hab mit großer Anteilnahme deine Zeilen gelesen.   

Ich bin mit Tieren aufgewachsen und hab mein ganzes Leben lang immer mehrere Tiere zugleich gehabt,  früher bis zu 10  Katzen, jetzt aktuell 4 Katzen und 8 Hunde.
Hab in meinem Leben leider schon sehr oft Abschied nehmen müssen von geliebten Tieren, die für mich Familienmitglieder und Freunde sind.
Ist für mich auch immer ganz entsetzlich und schrecklich, es ist als würde eine Welt zusammenbrechen.
Wenn ich mir Fotos anschaue von meinen Katzen die schon vor Jahrzehnten gestorben sind kommen mir noch immer die Tränen.
Bei einem Hund ist der Schmerz noch ein bisschen schlimmer.
Ich denke es gelingt nie die Trauer wirklich zu bewältigen, aber sie bleiben immer in unserem Herzen und bleiben unvergessen.
Aber die Tiere die aktuell mit uns leben helfen uns, sie brauchen unsere Fürsorge, unsere Liebe und Zärtlichkeit und durch sie lohnt es sich weiterzuleben und für sie fröhlich und aktiv zu sein.  Ja, sie sind unsere Therapietiere.

Ich rede auch mit meinen verstorbenen Tieren und träume manchmal von ihnen und bin mir nicht sicher ob sie mich nicht manchmal besuchen denn manchmal spüre ich die Nähe eines
verstorbenes Tieres.

Hab zur Zeit viele Senioren (einen 14 Jahre alten Spitz, zwei 11-jährige Hündinnen, 3 meiner  alten Katzen sind über 15 Jahre und hoffe sehr dass sie noch lange leben werden und alle meine Lieblinge gesund bleiben.

Hab leider keinen Rat wie man die Trauer bewältigen kann weil ich selber große Probleme damit habe dass alle geliebten Lebewesen einmal sterben müssen ... aber die Tiere die jetzt mit uns leben helfen uns mit ihrer Liebe.



Sigibua

Ja, Renate, voll und ganz bei dir.
Als meine Luna starb war für mich die Welt zu ende. Kurz danach meine Kira. Dass ich das überstanden hab, ist mir eigentlich unbegreiflich. Meine Schwiegertochter sagte mir damals, man darf sein Herz nicht zu sehr an den Tieren verlieren. Aber wie geht das? Ich kann es nicht. Wenn ich ein Tier habe ist es so, als wenn ich ein Kind habe. Tief verwurzelt in meiner Seele. Ohne Kompromisse. So ist es eben.... Deshalb bin ich auch kein Pflegie.... 
,,Von allen je geschaffenen Geschöpfen ist der Mensch am verabscheuungswürdigsten. Er ist das einzige Wesen, das Tieren Schmerzen zufügt und weiß, dass es Schmerzen sind."
Konrad Lorenz
Unvergesslich: Luna und Kira
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Sigibua

noch was muss ich sagen: Ein Freund, ehemals Wiener, seit vielen Jahren in Tirol, deshalb sehen wir einander eher selten, hatte eine Katze - Sheila. 16 Jahre. Immer mussten wir darauf achten, wer fährt zu wem. Bei einer Katze ist es einfacher. Man sagt Freunden, bitte füttern und etwas aufpassen. Beim Hund geht es nicht. Ich konnte nie nach Tirol fahren ohne Hundesitter  - meine Kinder. Als Luna starb und danach Kira. nervte ich ihn ständig mit meiner Trauer. Er verstand mich, ja, er ist ja auch seit mehr als 50 Jahren mein Freund. Aber so ganz verstand er es nicht. Als ich Julie so spontan zu mir nahm verurteilte er mich eigentlich. Er verstand es halt nicht. Nun ist seine Katze tot. Nach 16 Jahren mussten sie sie erlösen. Sehr schwer kommen sie über den Verlust des geliebten Tieres hinweg. Versteht er mich jetzt? ja, ich glaube schon.
Was ich damit sagen möchte ist das, man leidet mit dem Betroffenen mit, aber nur am Rande. Selbst diese Erfahrung zu machen ist ungleich schwieriger. Mein Freund wird nur sehr schwer über den Verlust seiner Katze hinwegkommen, er hatte sie ja 16 Jahre. Ein Kind, ein Familienmitglied. Immer, wenn wir über Skype miteinander sprechen, ist das Thema seine Sheila.
Ein Tier zu verlieren ist wie ein Stück von sich selbst zu verlieren. Heute nach 2 Wochen sieht er es schon wieder positiver. Er kann jetzt zu mir fahren, ohne Probleme und das wird er auch bald tun. Auch ich kann wieder nach Tirol fahren, mit Julie, auch das ist positiv. Trotzdem wird der Tod eines geliebten Tieres unvergessen bleiben. und da kann man nicht drüberspringen. Leider.....
,,Von allen je geschaffenen Geschöpfen ist der Mensch am verabscheuungswürdigsten. Er ist das einzige Wesen, das Tieren Schmerzen zufügt und weiß, dass es Schmerzen sind."
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Renate058

Ja meine Tiere sind auch meine felligen Kinder   :8:

Ich hab mir auch früher nach dem Tod eines geliebten Tieres öfters gedacht dass ich nie wieder ein Tier so lieben will weil man dann so sehr leidet wenn es uns verläßt ... aber
das schafft man nicht weil man ja nicht mit dem Verstand liebt sondern mit dem Herzen.

Andererseits denk ich mir dass Menschen, die zu so starken Gefühlen fähig sind auch die schönen Zeiten mit dem geliebten Tier intensiver genießen können als Menschen denen alles
egal ist.
Das tut mir sehr leid für deinen Freund, ja jetzt wird er deine Trauer um deine zwei geliebten Hunde sicher besser verstehen können ... wäre schön wenn er bald einer anderen armen Katze ein liebevolles Zuhause geben würde.

Dagmar D

mit Tränen in den Augen lese ich eure Beiträge. Ja, es tut immer so unendlich weh...
Ich hatte leider nicht das Glück, mit Tieren aufwachsen zu dürfen, aber meine Töchter schon. Sie waren genau 2 Monate in ihrem Leben ohne.
(beide Katzen schliefen im Alter von jeweils 21 Jahren sanft ein, unser Holländischer Schäfer wurde leider nur 6,5 Jahre alt). Und das ziemlich knapp hintereinander.
Wie viele meiner Bekannten sagte ich zuerst: ich nehme mir kein Tier mehr, der Schmerz, wenn er/sie uns verläßt ist zu groß... Dann entdeckte ich Maros, mein absoluter Seelenhund, ich bin richtig süchtig nach ihm, und er nach mir. Manchmal denke ich mir, das ist gar nicht mehr gesund...
Dann kam unser zweiter Hund Lysha, vor einem Jahr unser Kater Kolumbus... wenn es nach mir und meiner älteren Tochter ginge, hätten wir auch schon mehrere Pflegehunde (bis jetzt leider nur Meeko für 3 Wochen)... Aber mein Mann spielt leider nicht mit...
Und ich weiß ganz genau: sollte mich eines meiner Tiere verlassen - es wird ganz ganz schlimm - aber nach einiger Zeit  bin ich in Nitra oder Lucenec und sehe mich nach meinem nächsten heißgeliebten, möglichst schäferartigen, Hund um - weil mein Tier nur Platz für die nächste arme Seele gemacht hat...
Liebe Grüße
Dagmar

Teufel9999

Jedes Tier - Familienmitglied - das man verliert, nimmt ein Stück Herz mit. Warum darf man um sein Familienmitglied nicht trauern? Warum verstehen das so viele nicht. Oft - nach dem Tod meiner Tiere - saß ich im Büro und weinte lautlos.... keiner verstand es. Als ich meinen heißgeliebten Kater (er sah aus wie Sammy - Fixplatz gesucht Katze) Eric verlor - von einem Tag auf den anderen - bin ich fast zerbrochen. Es hat Monate gedauert bis ich es halbwegs begriffen habe. Auch Lexi ist schwer zu verdauen ... es ging alles so schnell. Wenn eine Katze alt ist, dann tu ich mir persönlich etwas leichter.... auch wenn es trotzdem schwer ist.

Manchmal denke ich mir: ich rege mich über Eigenheiten auf und dann fehlen sie mir. Eric ist beim Fleisch verteilen immer an meinen Beinen hochgewandert ... ich vermisse es noch immer. Lexi hat immer so geseufzt beim Einschlafen, ich hab das übernommen und es fehlt mir unheimlich, ich fand das immer sooo süß. Bei Bambam ärgere ich mich über so viel Kleinigkeiten, die ich - wenn er mal geht - vermissen werde. Eigentlich bin ich wirklich dumm.

Unsere Tiere sind keine Tiere ... sie sind vollwertige Familienmitglieder, ich stelle sie gleich mit meinen menschlichen Familienmitgliedern - warum nicht? Weil es Tiere sind? Und? Es sind vor allem Lebewesen, hilflos und auf UNS angewiesen. Denn wir bestimmen wann sie rausgehen, wann sie fressen....

Also - trauere und weine, wenn dir danach ist, verwöhn deine Familienmitglieder solange sie da sind und denke nicht an das was kommen wird. Lebe im Jetzt - das tun unsere Tiere auch. Sie vergessen Gott sei Dank auch ihre traurige Vergangenheit - gesegnet sind sie....

lg
Tatjana
Magie: ist der Moment in dem ein Tier erkennt, dass seine Schmerzen vorbei sind und dir sein unbegrenztes Vertrauen und seine unbegrenzte Liebe zukommen lässt. This is magic!!!!