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Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
Chiquita28:
Ich bin jetzt langsam aber sicher am Ende mit den Nerven wegen Kitos Ängste und Panikattacken. Vor kurzem sind wir in die neue Wohnung übersiedelt und anfangs hat er sich hier auch recht wohl gefühlt. Seit einigen Tagen hat er aber wieder damit begonnen, sich drinnen vor Gewitter, Geräuschen, Geistern,... zu fürchten und kommt nicht mehr wirklich zur Ruhe. Gestern Abend z.B. wars besonders schlimm. Er rennt dann die ganze Zeit winselnd auf und ab, versucht auf die Garderobenbank zu klettern, springt in die Badewanne und wieder raus, geht von einem Zimmer ins andere und zerkratzt uns die Türen. Ich muss dazusagen, Kitos Platz in der Wohnung ist der große Vorraum und das Badezimmer, zum Wohnzimmer gibts ein Türschutzgitter wegen den Katzen. Bevor aber jemand Mitleid hat mit dem armen Hund der mit seinen Ängsten alleine sein muss, Erfahrungen haben gezeigt dass es nichts daran ändert, ob ich in seiner Nähe bin oder nicht. Er fürchtet sich mit meiner Anwesenheit genauso und orientiert sich dabei kein bisschen an mir (als Beispiel: in der Wohnung meines Freundes durfte er immer bei uns sein bis er mal während einer Panikattacke das Badezimmer aufgesucht hatte und sich zwischen Klo und Waschmaschine gelegt oder besser gesagt eingeklemmt hat, mit dem Kopf zur Wand. Am besten wars dann wirklich wenn er sich mal wieder fürchtete, dass wir die Tür zum Wohnzimmer zugemacht haben, weil er sonst eh nur hin- und hergewandert wäre. Im Badezimmer kam er am schnellsten zur Ruhe und fühlte sich sicher).
Was noch dazukommt ist, dass mir Kito jetzt oft gar nicht mehr spazieren gehen will. Es könnte ja jederzeit ein Gewitter kommen. Ich frag mich bei den Spaziergängen oft, warum ich mir das antu und überhaupt mit ihm rausgeh. Ich hätte daheim oft besseres zu tun. Einzig wenn er dann eine Fährte aufnimmt oder in der Ferne einen Hasen oder ein Reh weglaufen sieht, da ist er dann schnell auf 180 und vergisst seine Angst. Ich hab das Gefühl dieser Hund funktioniert nur anhand zwei Prinzipien: Panik/Angst und Jagtrieb/Adrenalin. Ansonsten zeigt er nicht wirklich viele Emotionen. Ab und zu (wird leider immer seltener) hat er kurze Momente, wo er sich fröhlich am Rücken wälzt und zum Spielen aufgelegt ist. Streicheleinheiten haben ihn noch nie wirklich interessiert, er lässt es halt über sich ergehen. Was interessant ist, bei fremden Menschen steht er auch ne halbe Stunde dabei und lässt sich kraulen.
Ich möchte nicht dass mich jemand mit diesem Posting falsch versteht. Kito ist ein genügsamer, braver Hund, wenn es die Umweltbedingen zulassen, dass er "normal" sein kann. Nur geht es meiner Meinung nach immer mehr in die andere Richtung und ich habe mich allen Ernstes bereits gefragt, ob es ihm bei mir überhaupt besser geht als im Tierheim. In seinem Zwinger hatte er ausreichend Futter und einen sicheren Platz. Laut Georgia hat er sich damals schon vor Gewitter gefürchtet, aber da musste er wenigstens nicht raus wenn das Wetter mal nicht so toll war... Ich hab schon fast ein schlechtes Gewissen gegenüber den anderen Hunden, die das Leben hier draußen viel mehr genießen könnten als er. Ich hatte auch gehofft, dass Kito aufgrund seines doch schon fortgeschrittenen Alters langsam ruhiger werden würde, weil er ja immer weniger gut hört und sieht. Bis jetzt merk ich davon aber noch nix. Übrigens ist Kito grundsätzlich kein ängstlicher, sondern ein eher unerschrockener Hund. Es gibt Dinge, vor denen sich bisher alle meine Hunde gefürchtet haben. Kito nicht. Vorm Staubsauger rennt er nicht weg sondern geht mir hinterher. Er stieg von Anfang an problemlos in den Lift, rennt über Gitter und Brücken, egal wie schmal und wackelig sie sind. Kito ist auch der erste Hund den ich kenne, der Hindernissen trotz Möglichkeit nicht ausweicht sondern hindurchrennt oder drübersteigt. Er reagiert auch nicht aufs Schimpfen und weicht mir nicht aus, wenn ich auf ihn zugehe. Damit tu ich mir auch ziemlich schwer, weil ich mir oft wie Luft vorkomme.
Gesundheitlich ist er übrigens komplett fit. Seine Blutwerte passen und ein Röntgen hat letztens ergeben, dass seine Gelenke und Knochen in bester Ordnung sind. War nur letztens beim Tierarzt weil er schon wieder Hefepilze in den Ohren hatte und eine Pfote entzunden war. Eine Schmerzmitteltherapie hat gezeigt, dass sich sein Verhalten dadurch nicht ändert.
Eigentlich wollte ich mir das alles mal von der Seele schreiben. Ich bin ein sehr harmoniebedürftiger Mensch und mir tut es in der Seele weh, einen leidenden Hund daheim zu haben, der sich nicht helfen lässt. Vielleicht gibt es ja irgendwas, mit dem jemand von euch gute Erfahrungen gemacht hat in so einer Situation. Letztens ist mir bei einem Vortrag Hanföl untergekommen, das ja bei allem Möglichem helfen und ein wahres Zaubermittel sein soll (dementsprechend teuer natürlich...). Außerdem habe ich vor, bei meinem nächsten Heimatbesuch im Burgenland den Hundetrainer Hasenöhrl aufzusuchen. Ich weiß, dass er auch schon mit Angsthunden gearbeitet hat und diese danach eine deutliche Besserung des Verhaltens gezeigt haben. Vielleicht sollte ich auch noch eine Hundebox testen, das könnte zumindest die Situation in der Wohnung verbessern. Mehr fällt mir jetzt eh grad nicht ein. Danke fürs Lesen :)
Karo:
Box als Höhle nur positive Erfahrungen. Zylkene ein Hund ja, ein Hund nein. Alles Gute!
Tamara-Louisa:
Hallo ihr Lieben!
Danke fürs Teilhaben lassen an eurem Leben - eurer Situation. Ich kann mir ein bisschen vorstellen, dass du schon verzweifelst, weil man einfach nur hilflos daneben steht. Ich habe jetzt gerade zum Ersten Mal einen Hund, der Angst vor Gewittern, Schüssen, Feuerwerk hat - eh unglaublich, aber bist jetzt haben das alle Pflegis absolut gelassen genommen. Also absolutes Neuland und ich tu mir echt schwer, weil ich begonnen habe selbst zusammen zu zucken, wenn irgendwas vor sich geht, vor dem Lea Angst hat - und dann in Panik verfällt. Ist natürlich ausgesprochen förderlich, weil jetzt bekommt sie schon Panik, weil sie meine Stimmung merkt... :not: jedenfalls sehe ich es jetzt als Herausforderung - und thatha es trägt erste Früchte... gestern hab ich sie beim ersten Donnern eingeladen, dass wir rein gehen und sie ist gleich mitgekommen und ist nicht in den Busch gelaufen...
Was ich sagen will: Lea spürt ALLES was in einem vorgeht - und viele Emotionen machen sie schnell nervös. Sie ist ein richtiges Stimmungsparometer und die meiste Zeit des Tages schläft sie seelenruhig - da bilden wir uns schon was drauf ein, denn auch ausm Tiefschlaf spürt sie sofort, wenn etwas in einem prodelt :not speak:
Vll ist Kito auch einer von der Sorte? - und vll hat er einfach schon so zugemacht, weil er so lange im Tierheim war? Sicher bin ich mir jedenfalls, dass er deine Überlegungen spürt - ob nicht ein anderer Hund mehr davon gehabt hätte. Das soll absolut kein Vorwurf sein - im Gegenteil - ich kann es äußerst gut verstehen und ich sag "danke" für deine Ehrlichkeit, aber auch wenn er oft so tut, als wärst du Luft: du bist für ihn wichtig - er will nur wahrscheinlich auch etwas von dir - Anerkennung und Respekt. Auch das kenne ich nur zu gut: Unser Liam boah, der hat uns eine Zeit lang in den Wahnsinn getrieben... bis wir auf nem Seminar waren und die Trainier meinte "Nehmt ihr euren Hund eig. ernst?" wir so "jaja natürlich"... später sollten wir erfahren, dass sich Liam die meiste Zeit einfach nur ver*****t vorkam. Für jedes "super" "fein" haben wir abfällige Blicke geerntet. Liam will nicht gelobt werden, er will bewundert werden. :alas: seit wir unsere Sicht auf ihn geändert haben - hat sich alles um 180 Grad gedreht. Wir bewundern ihn wirklich - er ist ein unglaublich sozialer, gescheiter und kooperativer Bursche geworden. Und sein stolzer Blick bei einem ernst gemeinten "woooooooow - Liam ich bin wirklich beeidruckt, wie du das schaffst" oder ähnliches ist einfach unbezahlbar.
Letztens hat er es im Garten geschaffft beide Mädls neben sich abzusetzen und hat sich daneben gelegt, das Foto ist leider schirch, weil ich von weit weg fotografiert habe - weil ich seine Konzentration nicht stören wollte - ist ja mental nicht einfach zwei so Zicken zu halten :laugh:. Ich stell das Foto mal dazu, damit du weißt was ich meine.
Die Grundaussage von meinem Roman: Nimm Kito ernst - versuche seine Ängste zu verstehen, dich reinzufühlen - kein Mitleid! - einfach mitfühlen, Verständnis... weniger streicheln (Liam hasst streicheln - vor allem am Kopf - eine Kraulmassage nimmt er aber gerne an), ev. kurz versuchen zu Rahmen (leicht die Hände um ihn legen - nicht festhalten). Wie gesagt - bei Liam war das der Schlüssel, dass er "aufgemacht" hat... er ist jetzt wirklich ein ganz ganz ganz besonderer Bursche... und ich denke Kito ist das auch - er muss vielleicht einfach nur spüren, dass er gar nicht sein eigenes Ding machen muss...
Ich wünsche euch jedenfalls viel Erfolg und alles Liebe weiterhin - hat sicher einen Grund gehabt, wieso gerade Kito bei dir gelandet ist :8:
Karo:
Ich bin mit einer Gewitterhündin gut gefahren, indem ich mich schweigend zu ihr gesetzt habe. Gibt es denn Dinge, die ihr gemeinsam schaffen könnt, wo du ihm etwas zutrauen kannst und dich gleichzeitig als ernst zu nehmende, menschliche Gesellschaft er/beweist?
Terryann:
hallo, vielleicht ist hier was Hilfreiches dabei,
https://wissen-hund.de/tellington-touch/?cn-reloaded=1
https://www.dogsinthecity.at/2013/08/09/das-thundershirt-fuer-hunde-und-warum-es-gegen-angst-helfen-soll/
https://www.bach-blueten-portal.de/bachblueten-ratgeber/bachblueten-fuer-hunde/
https://www.bachblueteninformation.ch/bachblueten-fuer-tiere/bachblueten-hunde/aengstlicher-hund.htm
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