Jagen und streunen - wie bekommt man das in den griff?

Begonnen von Titzi, 01.06.2013 - 23:57

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Titzi

Hallo leute! Bitte ziemlich verzweifelt um euren rat..

Unser Loui ex Roan aus Nitra lebt nun seit fast zwei jahren bei uns und ist wirklich ein feiner lieber kerl. Das einzige was wir nicht in den griff bekommen ist das abhauen. Er streunert dann so richtig.. sucht mülleimer auf, geht um und in häuser, in gärten - dann speziell auf den kompost, bachbecken entlang etc. Er weiss genau wo er was zum fressen oder manchmal auch jagen findet. Schrecklich :102: und ich weiss jetzt schön langsam nicht mehr was ich noch dagegen machen kann.

Wir gehen von anfang an in die hundeschule (wo er auch suuuuper brav ist), trainierten ein halbes jahr konsequent das antijagttraining von Gröning und Ullrich. Versuchte es mit einer pfeife, mit einem scharfen NEIN bzw verbalen schimpfen, mit übertriebenen loben, mit ignorieren, mit in die andere richtung laufen, mit SUPER leckerlie, verstecken, usw. Nichts aber wirklich nichts hilft uns wirklich weiter.

Man merkt dass er ständig auf der suche ist, einen grund zu finden um abzuhauen. Ein geruch, ein geräusch, mittlerweile jagt er sogar wieder unseren kater :13:

Das einzige was ihm wirklich davon abhält ist, wenn ich mich zu 100% mit ihm beschäftige! Such- und bringspiele, unterordnungsübungen etc. Alles natürlich in verbindung mit leckerlis :29: Ich mach das auch gerne, aber ehrlich gesagt, ist das sehr anstrengend bzw auch gar nicht immer möglich.

Kann mir bitte jemand einen rat geben bzw von euren erfahrungen mit solchen lausern schreiben? Wir möchten unseren buben nicht ständig an der leine herumführen müssen!

sophie

Vor erst sollte er aber wirklich nur in eingezäunten Bereichen frei laufen und sonst nur frei laufen! Sonst ruiniert dir jedes Weglaufen wieder das ganze Training.

Schlichten Hunger oder einen Mineralstoffmangel könnt ihr ausschließen? Wenn ja, wird es wohl einfach nicht anders gehen als konsequent daran trainieren. Natürlich ist das für den Hundeführer sehr anstrengend. Da gibt es dann halt kein Gedanken schleifen lassen und telefonieren beim Gassi gehen. Aber die Belohnung dafür wird dann ein Hund sein der sich benimmt.

Maxi_Gina

Ja.. da kann ich nur zustimmen. Meine büchst auch immer dann aus, wenn ich unkonzentriert bin (z. B. wenn ich mit einer Freundin gerade plaudere beim Spazierengehen und meine Konzentration nicht bei meiner Prinzessin ist.). Da nimmt sie die Gelegenheit wahr, weil Frauli "eh grad nicht hinschaut". Es ist faszinierend, wie sie auf diese Gelegenheit wartet.

Daher derzeit nur Schleppleine. Aber mit der Schleppleine hat sie dann doch mehr Freiheit, als mit der Zugleine.
Schliesse mich der Frage von Titzi an...

Falls jemand einen Tipp hat.... DANKE  :clap:

Nicora


Wir leben am Land, somit ist die Versuchung mit all den Hasen und Rehen sehr gross und früher hing mein wuffl qietschend in der Leine, raste unerwartet mit so einem Höllentempo los das er uns oft die Leine regelrecht aus den Händen riss.
Wir gehen auch immer mit der Schleppleine und seh ich das sich seine Ohren nach vor richten oder die Nase in die Höhe geht, ruf ich ihn zu mir und gehe zügig weiter, zeige Desinteresse am Wild.
Auch ein gut eingeübtes "Steh" sobald ich nur Anzeichen von ihm sehe,bringt mir einige Sekunden mehr um zu reagieren bevor er los zischen würde, denn versäum ich diesen Augenblick schaltet er in den Jagdmodus und ist verbal nicht mehr erreichbar.
Durch dieses immer wieder davon abhalten, ihm zu verstehen geben das ich das nicht möchte und nicht interessiert dran bin haben wir ihn inzwischen soweit, dass er nicht mehr quietschend in der Leine hängt, er mir anzeigt wenn er Wild sieht oder riecht, einen Blickkontakt zu mir herstellt und ich genügend Zeit habe zu agieren.
Auch gemeinsame Aktivitäten stärkten unsere Beziehung, immer wieder für den Hund interessant machen, egal ob man mal den Ball wirft, ein Suchspiel startet usw. halfen uns das er sich mehr an uns orientiert und alles andere nicht mehr so aufregend findet.
Wir haben auch zu Beginn mit vielen Tipps bezüglich Antijagdverhalten geübt, egal ob mit Pfeife usw. es nützte nix.
Ich kenne viele Hunde mit Jagdverhalten und fast ein jeder Besitzer sagte mir das man Jagdtrieb nie ganz abtrainieren kann, er bleibt immer erhalten und man muss immer ein besonderes Auge auf diese Hunde haben.

E.T.

Zitat von: Titzi in 01.06.2013 - 23:57
Hallo leute! Bitte ziemlich verzweifelt um euren rat..

Unser Loui ex Roan aus Nitra lebt nun seit fast zwei jahren bei uns und ist wirklich ein feiner lieber kerl. Das einzige was wir nicht in den griff bekommen ist das abhauen. Er streunert dann so richtig.. sucht mülleimer auf, geht um und in häuser, in gärten - dann speziell auf den kompost, bachbecken entlang etc. Er weiss genau wo er was zum fressen oder manchmal auch jagen findet. Schrecklich :102: und ich weiss jetzt schön langsam nicht mehr was ich noch dagegen machen kann.


Wenn Euer Hund so verfressen ist funktioniert vielleicht folgendes:
Ich gehe mit unseren HündInnen im Wald spazieren, sie sind ohne Leine, ich schmeiße Trockenfutter auf den Boden und rufe "Futter", die HündInnen kommen angerannt und fressen, ich gehe inzwischen schnell weiter, die HündInnen fressen fertig und laufen mir nach, nach einigen Minuten schmeiße ich die nächste Ration auf den Boden und rufe wieder "Futter", gehe rasch weiter  usw. Am Anfang sollen die "Futterstellen" relativ knapp hintereinander liegen, später kannst Du nur mehr sporadisch füttern. Bei unserer Nelly funktioniert dieses System nicht, sie ist nicht so verfressen wie die anderen. Nelly darf ich immer nur kurzfristig von der Leine lassen, sonst wird sie zu selbstständig (ich glaube sie war eine Streunerin). Ich habe immer besonders gute Leckerli (Hühnerhälse, getrocknete Lunge etc) mit, wenn ich das Gefühl habe dass Nelly gerade noch erreichbar ist rufe ich im "vermutlich ansprechbaren Moment"  ein sehr aufgeregtes "Schau", wenn Nelly und die anderen dann angedüst kommen, bekommen sie dieses besondere Leckerli, und Nelly kommt nach ganz kurzem Warten (sie soll das Kommen nicht mit der Leine verbinden)an die Leine.

Anni
Anni
 Mit dem Rüden Cobby und  der Hündin Culi (hieß hier Charlotte). Joki, Kiro und Nomi, mein Sechserrudel Minnie, E.T., Nuri, Tinki, Noti und Nelly jetzt leider nur mehr im Herzen.

Titzi

#5
Hallo zusammen! Vielen dank für eure postings! Wir sind echt froh für jeden tipp :77:

@sophie: Das mit dem eingezäunten bereich ist so eine sache.. Unser kleiner lauser kann springen und klettern und ich hab schon gesehn, dass ein zweimeter zaun für ihn im jagdmodus kein problem war :13: Hunger hat er zwar immer* aber ich füttere ihn eigentlich genug. Er bekommt auch sehr viel noch zusätzlich wie obst, gemüse, rohfleisch etc. Vl sollte ich mit dem mineralien auf nummer sicher gehen. Danke für den hinweis :113:

Konzentration – ihr könnt mir glauben.. ich bin eine der konzentriertesten personen die neben ihren hund herläuft* Da haben sich meine lieben schon beschwert, dass ich mehr auf Ludwig konzentriert bin als auf sie! Nur ist es mal so – und sind wir uns ehrlich und ich muss auch sagen gsd – dass man nicht immer alleine mit dem hund spazieren geht – das vl so wie bei mir in letzter zeit ein zweiter hund mit dabei ist – das man jemanden trifft oder auch mal nebenher telefonieren muss. Es sind aber auch oft sekunden was er auszunutzen weiss! Genau wie bei dir @Maxi_Gina und deiner prinzessin! Loui ist mir sehr wichtig aber irgentwo wäre es schön wenn es weniger anstrengend mit ihm wäre. Vl bin ich auch unfair und ungedultig, aber er war letzten Samstag so lange unterwegs, dass ich mir schlussentlich riesen sorgen gemacht habe und das war schrecklich :20:

@Nicora: ich befürchte auch, dass man das nie ganz raus bekommt. Was ich alles versucht habe?! Deshalb auch mein aufruf.. Ich hoffe sehr das was dabei ist was ich noch nicht probiert habe..

@Anni: die futtersuche – finder – schmeisser – versteckersache ist SUPER!! Mach ich ständig mit ihm und funktioniert bei nicht allzugroßer ablenkung auch sehr gut! Kann ich jeden empfehlen der ein verfressenes exemplar zuhause hat :71: Ich teile mir die rationen immer so ein, dass ich mindestens die hälfte draussen füttern kann!

Vl sollte ich nur mehr geduld haben und stolz sein auf das was wir bis jetzt schon geschafft haben! Ich danke euch und hoffe trotzdem noch weiter auf tipps und erfahrungsberichte :4: LG.

Gabi1068

Unser Lucky macht das auch ständig. Springt (klettert) über den Zaun und weg ist er für ein paar Stunden. Da wir am Land wohnen wandert er mal alle Bauernhöfe (Misthaufen) im Dorf ab frißt allen möglichen "Dreck" und wenn er uns sieht versteckt er sich. Erst wenn er genug Freiheit genossen hatte kommt er zu uns zurück.
Da bin ich ja einigermassen "beruhigt" das wir nicht die einzigen Nitra Hundebezitzer sind die dieses Problem haben. Dachte schon wir hätten etwas falsch gemacht und unser Hund hätte keine Bindung zu uns. Wir bauen jetz erst mal unseren Gartenzaun um. Habe gehört, das wenn sich der Zaun oben nach innen neigt können die Hunde nnicht mehr darüber klettern. Also wird auf über 2m erhöht und oben eine Schräge nach innen gemacht. Werde euch dann berichten ob es funktioniert hat.
Gabi,Michelle,Heinz
Donna, Lucky, Cluni
Momo

Fennek

Also ich persönlich musste in all den Jahren feststellen, dass es Hunde gibt, wo jedenfalls ich gescheitert bin für den Freilauf des Hundes. Bei den meisten funktioniert es mit den verschiedensten Mitteln, einige davon sind hier auch genannt.
Mein Felix, mein allererster Nitra-Hund, zählt zB nicht dazu und ich habe es ehrlich gesagt aufgegeben. Das erste halbe Jahr war er runter von der Leine und weg. 20 Minuten warten, dann kam er zurück, man lobt ihn, er steht vor einem, wedelt und meint, er muss noch schnell was nachsehen, weitere 15 Minuten. Er ist kein Jäger, das interessiert ihn gar nicht. Er empfindet einfach alles als spannend, die Fliege am Boden, der Schmetterling in der Luft...... Nach über einem Jahr verschiedenster Trainingsmethoden hab ich es dann aufgegeben. So konzentriert konnte ich gar nicht gehen mit ihm, es hat nichts gebracht. Seitdem ist er beim Spazieren an der Leine, wenn ich was von ihm will, an der kurzen Leine, sonst an Lauf- oder Schleppleine. Nachdem er viel mit Radfahren geht, kommt er mehr als ausreichend zu seiner Bewegung.
Ausschließlich an der Donau ist er frei (wäre die ersten Monate wohl auch nicht denkbar gewesen) - links die Donau, rechts der Wald, in den er nicht reinläuft, weil am Weg und beim Wasser schon alles so spannend ist. Da übe ich mit ihm spielerisch, das funktioniert ziemlich gut und da ist er auch ganz gut abrufbar, weil er in meinem Bereich ist und bleibt. Mehr werden wir gemeinsam nicht schaffen.
Überall, wo es für ihn oder Andere (Autofahrer) gefährlich sein könnte, ist er an der Leine, auf den Feldern, wo jeder Hund meilenweit sehen kann, ist er das auch.
Aber ich habe für mich beschlossen, er muss auch nicht mehr können. Er war und ist sonst der perfekte Hund, mit allem und jedem verträglich, einfach nur freundlich und lieb, einfach ein toller Hund. Im Reitstall ist er hoftreu, würde ihn nie verlassen, jagt keine Hühner oder Katzen. Was will ich mehr hab ich für mich beschlossen.

Ich habe Hunde, die sind so fixiert auf den Menschen, dass sie ohne Üben immer ohne Leine gehen können - da würde ich gerne sagen, das war meine Arbeit - war es aber nicht. Ich habe mit Kelly wieder eine, die durch viel Arbeit und Abrichten und noch mehr Sturheit als sie hat zu einer sehr guten und absolut verlässlichen Hündin geworden ist. Und dann hab ich Felix, der halt ist wie er ist, wir sind auch so glücklich miteinander und er hat sich für seine Verhältnisse ohnehin stark gebessert. Und diese drei Gruppen an Typ Hund erkenne ich auch immer wieder in all den Pflegis, die sich bei mir so die Klinke in die Pfote geben. Und das versuche ich, bei allen zu berücksichtigen, zu unterschiedlich können für mich Hunde sein und ich für mich verlange nicht von allen, dass sie alles können müssen - ich kann es ja auch nicht.  :))
Und seitdem hab ich auch keinen Stress mehr mit Felix und er keinen mit mir. ;-)
LG
Irene

E.T.

Anni
 Mit dem Rüden Cobby und  der Hündin Culi (hieß hier Charlotte). Joki, Kiro und Nomi, mein Sechserrudel Minnie, E.T., Nuri, Tinki, Noti und Nelly jetzt leider nur mehr im Herzen.

gaby

auch kann dazu nur sagen...das es bei manchen Hunden meiner Meinung nach eben nicht möglich ist sie frei laufen zu lassen...angel ist z.b.auch so ein fall...wenn sie draussen ist...dann stellt sie auf durchzug...wir sind sozusagen für sie nicht existent...wenn wir ihr über alles geliebte herrli abholen....draussen begrüßt sie ihn nicht mal...geht an ihm vorbei wie an einem fremden...wie gesagt durchzug...so geht sie eben an der leine...und frei laufen kann sie eben nur in der hundezone oder im garten....auch wir haben uns damit abgefunden...besser an der leine sicher...als irgendein Risiko einzugehen...wir würden uns das nie verzeihen

candy

Ich habe auch so ein Exemplar   

Neugierig, Jagdtrieb  - springt, gräbt, klettert auf Bäume, Zäune.......
Alles kein Problem, ein Dackel eben.
War von Anfang an so, da war er 3 Monate , jetzt ist er 6 Jahre :kacsint2:

Ohne Schleppleine geht bei uns nichts und es stört ihn auch nicht weiter, kommt und läßt sich
brav anleinen, denn jetzt gehts raus...

Sicher und stressfrei für ihn und mich und alle Kaninchen im Umkreis.

Titzi

Ich danke euch alle für eure kommentare! Muss noch immer herzhaft lachen weil ich mir einen dackel krakselnt auf einem baum vorstelle :24:

Im prinzip ist es ja wirklich so, dass man eigentlich immer stolz auf seinen hund sein kann! Sie lernen eh so viel und machen meistens so toll mit. Wenn da gewisse sachen nicht funktionieren wollen, dann ist es halt so und man sollte sich als mensch damit arrangieren können.. Sie machen es ja auch und nehmen uns wie wir sind! Wie du super geschrieben hast Irene -> Wir können ja auch nicht alles!

Man kann seinen hund mit der zeit gut einschätzen und wenn ich merke es kommt zu einer interessanten situation, dann ist unser Loui immer an der leine. Oft sind es eben die unerwarteten aktionen in standardsituationen was einem etwas ratlos werden lassen.. und so wie in meinen fall manchmal etwas verzweifeln.

ABER.. ich darf euch berichten.. seit der letzten aktion vergangenen samstag ist nichts mehr vorgefallen und ich freu mich volle über jeden einzelnen tag :69: :69: :69: :69:


Nicora

Ich denke auch das es wichtig ist gewisse rassetypischen Eigenschaften zu akzeptieren bzw. zu tollerieren und wenn man das kann, dann verzweifelt man auch nicht mehr so schnell.
Wir achten nur darauf das unser wuffl durch seinen Jagdtrieb keinen Schaden anrichten kann, aber auch das ihm nichts passiert und er fühlt sich auch mit Schleppleine wohl und wir haben gsd das Glück einen Garten zu besitzen wo er dann nach Herzenslust toben kann.
Klar, auch uns erging es nicht anders als wir bemerkten was für ein Jagdkasperl sich aus unserem Hund mausert, wir hatten auch so Vorstellungen vom Freilauf, über die Wiesen flitzen lassen usw. und ich würde ihm das auch heut noch gerne bieten, aber es ist mir einfach zu gefährlich und ich könnt es mir auch nicht verzeihen wenn ihm etwas passiert.
Er hat soviel andere tolle Eigenschaften, ist ein riesen Schmusebär uns gegenüber, frisst unsere Katzen nicht :], ist brav und folgt, bleibt brav alleine und bringt mir jeden Tag meine Zeitung nach der Gassirunde :], ich könnt noch hundert tolle Dinge über ihn schreiben........ was ist dagegen scho a bissl Jagdtrieb? :65:

carrotflower

Vielleicht wäre der (Anti)Jagdkurs von der Ulli was für die jagenden und spurenlesenden Hunde?
http://www.ullihunde.at/ullihunde/jagen.php