Niko - soll auch andere Menschen lieben lernen :-)

Begonnen von claudianet, 28.05.2018 - 15:33

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claudianet

wie einige vl wissen, ist der kleine niko seit etwas mehr als 2 monaten mein pflegegast und jetzt ist der moment, da ich euch um vorschläge und trainingsideen bitte - danke schon jetzt fürs lesen  :58:

im grunde ist niko ein traumhund  :8:
dass er allerdings konsequent andere menschen ablehnt (wenn möglich weicht er aus, kommen sie ihm zu nahe, wird als erste drohung geknurrt) machen den weg in die vermittlung nicht leicht.

ab dem moment der übernahme durfte/darf ich - allerdings nur ich - alles, wirklich alles mit und an ihm machen.
bürsten, putzen, baden, wischen, auf den rücken drehen, hochheben, ... alles, was sich auch andere hunde meistens gefallen lassen - er genießt es.
er ist aufmerksam, abrufbar, freudig beim spazierengehen und spielen, ... doch bis dato lässt er sich von niemandem freiwillig berühren oder streicheln. leckerlies von menschen nehmen, die ihn gar nicht ansehen, geht am besten.

wir haben das training mit inhalt und zeitlichen einheiten hoffe ich gut geplant, sind achtsam konsequent (bleiben bei den überlegten schritten, ändern nicht gleich, nur weil es nicht sofort funktioniert) und achten darauf ihn so zu fordern, dass wir ihn nicht überfordern.
doch die schritte / erfolge bleiben "überschaubar".

von meinem mann nimmt er mittlerweile leckerlies und er darf ihm die futterschüssel hinstellen und während dem fressen (sofern er in seiner position "einfriert") daneben sitzen, bei der kleinsten geste ist niko weg.
er geht aber abends inzwischen zum "letzten lackerl" mit ihm hinaus und - wenn ich nicht da bin - auch untertags die hausnächste kleinste spazierrunde - ist er dann im garten, kommt er auf zuruf zu meinem mann und geht ins haus (nicht, wenn mein mann die türe aufhält, aber wenn er weggeht und die türe für niko offen lässt, klappts).

nikos "private zone" beträgt ca. 2m ... wenn es für ihn passt, läuft er aber beim spazierengehen auch knapper an jemandem vorbei. begrüße ich unterwegs jemanden oder unterhalte ich mich mit jemandem (der ihn ignoriert), legt er sich, nach vorheriger ansage von mir (auch innerhalb dieses bereichs), entspannt dazu und wartet brav, bis wir weitergehen.

dringt allerdings jemand "uneingeladen" in diesen bereich ein, wie vorgestern ein kind, das meine ansage und die der mutter ignorierte und er kann nicht aus, da er angeleint ist, beisst er zu.
das geht unglaublich schnell, er beißt zu, lässt sofort los, und wiederholt das.
zum glück gabs nur einen schreck und ein paar kleine blaue flecken - die nachbarsfamilie hat selbst hunde und wir sind in gutem einvernehmen  :18: :18:

heute, wie auch schon zuvor beim tierarzt lässt er alles zu bzw. alles über sich ergehen, weil er spürt, dass ich es möchte. ähnlich - auf meinem arm - lässt er sich auch anfassen (die idee dahinter war, ihn in kurzen momenten durch solche situationen durchzuführen, ähnlich wie einen angsthund in kleinen dosen mit seiner angst zu konfrontieren.
mittlerweile sieht es allerdings so aus, dass er es "für mich tut" und nicht das lernt, was wir uns erhofft hatten, nämlich stück für stück nähe von anderen zuzulassen.

folgendes haben wir u.a. trainiert:
mit meinem mann - funktioniert teilweise, siehe oben
fremde bieten leckerlies, ohne etwas von ihm zu wollen  - funktioniert schon öfter
fremde halten seine leine beim spazierengehen - funktioniert in meinem beisein inzwischen auch
fremde betreten das haus oder bleiben für einen besuch - funktioniert, wenn er von allen ignoriert wird (d.h. ich bin diejenige, die die fremden hereinlässt und begrüßt - ihn schicke ich dafür etwas nach hinten und an die gäste lautet meine "bitte": "nicht ansehen, nicht ansprechen, nicht angreifen")
autofahren - er fährt unglaublich gerne mit und toleriert nun ohne knurren, dass jemand anderer auf der beifahrerseite zu uns einsteigt (er hat seinen platz meistens gesichert auf der rückbank)
jogger, radfahrer, und andere sich schneller bewegendere menschen innerhalb seiner "privaten zone" würde er schon gerne mit einem "wadelzwicker" versehen, lässt den gedanken daran aber sofort fallen, wenn ich ihn rechtzeitig anspreche

was ich auch überlegt, mich aber noch nicht überwinden konnte zu tun:
ich ignoriere ihn zur gänze, damit er anderen (zuerst meinem mann) zugehen muss.
meine bedenken, dass er damit seinen derzeit einzigen halt verliert und ich ihm damit aufgrund seiner vorerlebnisse damit mehr schade als nutze, sind zu groß.

zusammenfassend gilt:
kann er ausweichen, wird er nur wachsam sein, nicht einmal knurren und auch nicht beissen
fühlt er sich jedoch in die enge gedrängt, will ich mir den weiteren verlauf nicht vorstellen
es gibt keinen zeitdruck, vermittelt wird, wenn er soweit ist oder sich schnell in jemanden "verliebt".

ich würde mich sehr freuen, wenn jemand von euch ideen hat, was wir besser oder anders machen können - danke !
Immer wieder aufs Neue zeigt sich:
Ich lerne von unseren Tieren viel mehr, als sie von mir :-)

Mimi

FELICITAS mit Gregory 2 aus Nitra
mein Herzenshund Mimi hat uns am 11.12.2021 verlassen
Oldie Davin "Ady" unvergessen
Hundevermittlung - Tel. 0699 17247935

Jendara

#2
Zitat von: claudianet in 28.05.2018 - 15:33
was ich auch überlegt, mich aber noch nicht überwinden konnte zu tun:
ich ignoriere ihn zur gänze, damit er anderen (zuerst meinem mann) zugehen muss.

Das wär jetzt ehrlich gesagt auchmeine erste Idee gewesen ^^. Aber ich versteh natürlich, dass es sehr schwer ist, das längerfristig umzusetzen.

Ansonsten könntet ihr zB etwas versuchen, was mein Trainer "Bleib 1" nennt.
Es ist eine Übung, die für den Menschen, zugegebenermaßen wirklich langweilig ist, für die Hund-Mensch-Beziehung in vielen Fällen aber eine deutliche Verbesserung gebracht hat.

(Übrigens: Die Übung bringt nichts, wenn du sie ausführst, da er dir ja eh schon vertraut. Sollte also von deinem Mann gemacht werden, wenn er die Geduld dafür hat.)

So funktioniert's:
Der Hund ist an der Leine.
Der Trainingsort wird immer wieder verlegt, damit er die Übung nicht nur mit einem bestimmten Platz/Ort verknüpft. Die Ablenkung/Schwierigkeit dabei ganz langsam steigern. Eh wie immer ^^.
Der Mensch hält die Leine fest und steht mit einem Fuß drauf (man kann natürlich auch drauf sitzen, was auch immer, Hauptsache sie ist nicht direkt mit der Hand verknüpft, da man sonst immer wieder mal dran rumzupft). Der Hund hat somit noch einen gewissen Radios an "Freiraum". Wichtig ist nun: Der Mensch tut einfach gar nichts und zwar absolut nichts. Er ignoriert den Hund vollkommen. Er schaut ihn weder an, spricht nicht mit ihm, beruhigt ihn nicht, krault ihn nicht, zupft nicht an der Leine (sollte aufgrund des Draufstehens eh nicht möglich sein).
Macht also absolut gar nichts und, wie gesagt, ignoriert den Hund vollkommen (außer er versucht zB die Leine durchzubeißen, dann gibt's natürlich eine scharfe Ermahnung, aber dann sofort wieder ignorieren).

Weiters ist wichtig, dass der Hund während dieser Übung natürlich auch kein anderer Mensch/Hund/Staubsauger, was auch immer in "seinen" Bereich eindringt. Dass ihn niemand sonst streichelt, anspricht, beschnuppert, irgendwie sonst auffordert, etc. Der Mensch hat hierfür Sorge zu tragen.

So, was soll das jetzt alles?
Ziel ist es, dass der Hund lernt, diese Übung mit absoluter Ruhe zu verknüpfen. Er soll lernen, dass sie Sicherheit gibt, dass er einerseits die Nähe seines Menschen akzeptieren lernt, dass er ihm vertrauen lernt, dass er in vielerlei Situationen ruhig bleiben kann. Er wird nicht ständig bedrängt, der Mensch ist einfach "da" und die Situation insgesamt ist für den Hund trotzdem angenehm, weil ruhig und friedlich.

Man sollte die Übung so lange nicht unterbrechen, bis man merkt, dass der Hund tatsächlich zur Ruhe gekommen ist, damit er immer mit diesem Ruhegefühl aus der Übung geht. Aber zugegeben, erfordert das, wie gesagt je nach Hund und Situation ne Menge Geduld ^^.


Bleib 1 ist eigentlich eine Vorübung für weitere Übungen, die darauf aufbauen, wird von unserem Trainer aber von Anfang an immer als Basisübung bei jedem einzelnen Hund-Mensch-Gespann eingeführt.

Vielleicht hilft's euch ja auch :-) .


LG Carina


Karo

Ich habe mehrfach erlebt, dass "solche" Hund dann Menschen zugehen, wenn es "ihre" sind, nämlich die passenden Adoptanten.

Interessanterweise ist btw. ein Maulkorb häufig mehr Schutz für den Hund, als für die Umwelt: Kinder und Hunde werden eher zurückgepfiffen.

Wenn du "alles" mit ihm machen kannst, ist das viel wert, 2 Monate sind eine kurze Zeit. Manche Hunde sind anfangs nur für eine Bezugsperson bereit und öffnen sich erst schrittweise der restl. Familie (ob über Futter oder Ignorieren muss man probieren). Es gibt auch ein-Mann-Hunde (tw. rassebedingt z.B.), für die vieles ein Kompromiss bleibt (antrainiert bzw. der "Bezugsperson zuliebe").

Viell. ist euer Training zu stark durchdacht und kopflastig und euch geht die Selbstverständlichkeit, das Bauchgefühl etwas verloren?

claudianet

#4
@ carina - danke vielmals für deine ausführlichen erläuterungen - ich denke, dass die übung für niko passt.
meinen mann konnte ich recht schnell davon überzeugen  :))
ich werde berichten, wie es den beiden dabei ergeht.
Immer wieder aufs Neue zeigt sich:
Ich lerne von unseren Tieren viel mehr, als sie von mir :-)

Terryann

#5
nur kleines Detail aus meinem Alltag,
ich bin oft länger am PC, oft muss ich mich wirklich konzentrieren,
passiert öfters, dass - vor allem Annie, gefolgt von Bobby, die Hunde kommen und auffordern, was mit ihnen zu tun, Terry wartet eher im Hintergrund,
von mir kommt dann ein kräftiges " Hunde PAUSE ", ohne sie anzuschauen; dann wissen sie, dass jetzt nichts von mir zu erwarten ist, und sie gehen wieder auf ihre Plätze;

ich habe halt das Gefühl, ich sollte ihnen mit einem Laut zu verstehen geben, dass ich JETZT nicht für sie da bin.

vor allem Bobby ist da sehr sensibel, das Kommando kann er einordnen, sonst kränkt er sich,
ist schon passiert, als ich mal ein paar h gar keine Zeit hatte, sehr beschäftigt war, und sie wirklich wortlos ignorierte, dass er sich weit nach hinten zurückzog und sehr lange nicht kam, auch nicht mit Aufforderung, er hat sich halt gar nicht ausgekannt, dachte er wird nicht mehr geliebt

ist vielleicht von Hund zu Hund verschieden

vielleicht kannst du Niko auch ein bestimmtes Wort sagen, wenn du dich ausklinken willst,
dich dann in Ruheposition (wo sitzen, in ein Buch schauen, am PC ...) halten, ohne ihn anzuschauen,
dann ist er für die Freundlichkeit eines anderen Menschen eventuell dankbar ?
Lieben Gruß von Barbara mit Bobby, Amigo und Nerly - in Gedanken bei uns: Terry, Annie, Masha, Chico, Mara, Sorbas

claudianet

danke barbara - ein guter gedanke, doch niko definiert ihn für sich sehr "pragmatisch" :71:

bin ich zuhause oder nehme ich ihn mit in meine arbeit, ist niko da, wo ich bin, ohne irgendetwas von mir zu wollen oder einzufordern.
er legt sich dann in meine unmittelbare nähe (= sichtkontakt, ob im büro daheim, bei meiner arbeit im seminar, beim aufräumen, blumen gießen, staubsaugen, ...), er braucht dafür kein wort oä und ruht für diese zeit ruhig und ganz zufrieden.
die bloße nähe reicht ihm, er erwartet in diesen situationen keine aufmerksamkeit oder sonstige auf ihn bezogene aktivität.
er ist "dabei" und schon das scheint für ihn wertvoll.
Immer wieder aufs Neue zeigt sich:
Ich lerne von unseren Tieren viel mehr, als sie von mir :-)

Terryann

Zitat von: claudianet in 28.05.2018 - 15:33
....
was ich auch überlegt, mich aber noch nicht überwinden konnte zu tun:
ich ignoriere ihn zur gänze, damit er anderen (zuerst meinem mann) zugehen muss.
meine bedenken, dass er damit seinen derzeit einzigen halt verliert und ich ihm damit aufgrund seiner vorerlebnisse damit mehr schade als nutze, sind zu groß.
...

hi Claudia , mein Gedanke war, dass du eine eventuelle "Ignoranzphase" mit einem Wort einleitest,
so dass er merkt, jetzt hat nur der Mann Zeit für mich ...

wenn du Ignorieren zugunsten deines Mannes versuchen möchtest, könntest du nach diesem Wort eventuell den Raum verlassen, sodass er dir nicht folgen kann;
hm, ist dann eigentlich so was wie Alleinbleib-Training ...  :39:
Lieben Gruß von Barbara mit Bobby, Amigo und Nerly - in Gedanken bei uns: Terry, Annie, Masha, Chico, Mara, Sorbas