Puh, da hat sich ja einiges getan in den letzten zwei Tagen.
Tamara: Ich bin mir sicher dass Kitos Trauma bereits sehr früh entstanden ist. Als Kettenhund war er wohl von Anfang an auf sich allein gestellt, ohne menschliche Zuneigung und Fürsorge, noch dazu jeder Witterung ausgesetzt und als Draufgabe haben ihn seine Besitzer nachdem sie ausgezogen sind einfach zurückgelassen... wer weiß, wie lange er da hungern musste?? Deswegen wundert es mich auch gar nicht, dass er sich nicht zu 100% an mich binden möchte. Er kanns einfach nicht. Auch bei Tieren kommen Bindungsängste und -störungen vor. Du hast da natürlich recht, es wäre wirklich schön wenn ich ihm so weit helfen könnte, dass die Ängste erst gar nicht mehr aufkommen und das ist auch genau das, was mich bis jetzt immer so frustriert hat... Ich dachte, es wäre meine Aufgabe, Kito vor den angstauslösenden Dingen zu schützen bzw. in weiterer Folge auch mich, weil ich ihn ja nicht leiden sehen will. Mittlerweile hab ich es aufgegeben, nach der Ursache zu forschen weil das bei ihm viel zu komplex ist. Er hat definitiv Angst vor Gewitter und er mag seit Monaten nicht mehr im Dunkeln schlafen (was vielleicht mit seinem Auge zusammenhängt). Er fürchtet sich aber nicht immer, wenn es ein Gewitter gibt. Dafür ist dann manchmal wieder NICHTS und er dreht am Rad. Es kann ihn auch aus der Ruhe bringen wenn eine Türe offen steht, die sonst nicht offen ist oder wenn ich mal daheim bin zu Zeiten, an denen ich für gewöhnlich arbeiten bin. Da braucht er dann auch oft lange, bis er sich ruhig hinlegt. Wir schauen deshalb, dass es so wenig Änderungen wie möglich für ihn gibt. Bezüglich Tierkommunikation hatte ich letztes Jahr im Juni mal eine Bekannte gefragt, die das hobbymäßig macht. Sie hat mir nur eine sehr kurze Antwort gegeben: "Die Angst sind Verlustängste - sowie Existenzängste- ein Teil davon ist Spiegel von dir ....... Kito will dir was aufzeigen und du sollst genau hinsehen."
Helga: Ich danke dir für deinen Erfahrungsbericht! Ich hab ja schon etliche Stunden damit verbracht, im Internet nachzuforschen ob jemand ähnliche Probleme mit seinem Hund hat und bin auch fündig geworden. Nur: Keiner konnte sich erklären, was die Ursache für das (teilweise plötzliche, im Alter entstehende) Verhalten ist. Es hat auch niemand etwas gefunden, mit dem es dem Hund wieder besser ging oder zumindest wurde darüber nicht mehr berichtet. Deswegen schätze ich es sehr, dass du über eine ähnliche Situation mit deinem Hund berichtet hast. Die Box hat Kito einige Wochen lang als Rückzugsort zum Schlafen genutzt aber von einem Tag auf den anderen wollte er sie nachts nicht mehr. Zurzeit liegt er entweder auf seiner Decke, vor der Türe oder (wenn er sich fürchtet) auf der Garderobenbank. In Angstsituationen braucht er ca. 1-2 Stunden um zur Ruhe zu kommen. Davor geht er ständig auf und ab, springt auf die Bank und wieder runter und springt auch an den Wänden hoch. Wenn ich diese Zeitspanne minimieren könnte dann wäre ich schon sehr dankbar! Ich finde übrigens deinen letzten Satz sehr schön und passend zu unserer Situation

Andrea: Hättest du mir deine Fragen in normalem Tonfall gestellt, dann hätte ich sie dir gerne beantwortet.
Noch ein paar Zeilen zum Abschluss: Wenn er seine Panikattacken gerade nicht hat ist Kito ja ein gemütlicher und zufriedener Hund der ein unbeschwertes Leben führt. Den Gedanken, dass es ihm im Tierheim besser ginge hab ich schon lange wieder verworfen. Natürlich ginge es ihm nicht besser, er liebt seine täglichen Spaziergänge und ist gern überall dabei. Der einzige Unterschied wäre, dass seine Ängste im Tierheim eher unbemerkt bleiben, weil sie ja hauptsächlich nachts auftreten. Und das hilft Kito kein bisschen. Ich glaub auch nicht, dass er auf einem anderen Platz besser aufgehoben wäre. Seine Ängste würden nicht verschwinden, nur weil er mit anderen Menschen zusammenlebt. Ich kenne ihn jetzt seit fast 2,5 Jahren und lerne immer noch dazu. Manchmal bin ich kurz vorm Verzweifeln und wünsche mir nichts mehr als einen unkomplizierten Hund, der sich nachts in sein Körbchen legt wenn ich das Licht abdrehe und schlafen gehe. Dann gibts Tage, da ist wieder alles gut. Ich bin froh, dass Kito und ich zusammengefunden haben und ich hab durch ihn wieder verdammt viel über mich selbst gelernt. Vielleicht klingen meine Einträge manchmal so, als würde mir Kito nicht am Herzen liegen weil ich sie in sehr emotionalen Momenten schreibe wo ich zum Teil auch verärgert bin. Das werde ich auch weiterhin so machen weil: a) Es mir besser geht, wenn ich mir einfach mal alles von der Seele schreiben kann. b) Ich das gerne als Tagebuch nutze, um mir zwischendurch einen Überblick verschaffen zu können, wie sich unsere Situation mit der Zeit so entwickelt hat und c) Weil ich mich selbst auch über Einträge dieser Art freue weil es d) einfach menschlich ist, dass mal etwas nicht so läuft wie man es sich vorstellt. Und dazu gehört, auch mal jammern zu dürfen. Wenn man das als Außensteher nicht aushält, sollte man sich von solchen Beiträgen fernhalten. Ein Forum ist doch nicht da um Dinge schönzureden! Danke an alle (hauptsächlich Unbekannte) die das ähnlich sehen
