Kastration - Ja, Nein?

Begonnen von Kathi, 24.11.2010 - 14:04

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Kathi

Hallo ihr lieben,

da ich mich durch meine Pfleglinge und meine eigenen Hunden jetzt gerade vermehrt mit dem Thema Stress, Angst, Veränderungen, etc. auseinandersetze, bin ich heute auf einen richtig tollen Artikel im Wuff gestoßen, der meine derzeitigen Bedenken sehr stark bestätigt.

Es geht um den Artikel "Die Kastration des Rüden aus verhatlensbiologischer Sicht"

Hier ein Auszug:

...."Die geschilderten Zusammenhänge stellen natürlich die gängige Praxis, Tierheimhunde generell zu kastrieren, in Frage, da diese Hunde ja durch eine komplette Änderung der Lebenumstände und -umgebung schon per se gestresst sind. Diese tiefgreifende Entscheidung sollte also nur nach gründlicher Einzelfallbeurteilung und unter Berücksichtigung der Persönlichkeit des Hundes getroffen werden." ....

..."Eine unerwünschte Fortpflanzung kann auch durch eine Sterilisation, also durch eine Durchtrennung der Samenleiter, zuverlässig erreicht werden, dabei wird nicht in den Hormonhaushalt eingegriffen und es sind keine Nebenwirkungen zu erwarten."...

Außerdem wird noch die Frühkastration bekritelt.

Ich finde den Artikel wirklich toll, da ich bezweifle, dass diese Zusammenhänge den Hundebesitzern, Pflegestellen, etc. wirklich bewusst sind. Wie immens wir eigentlich da eingreifen.

Mir hats immer a bissl im Bauch weh getan, wenn ich mir vorstelle, dass Hunde direkt aus Nitra raus zur Pflegestelle oder zum Fixplatz kommen und dann gleich nach einer Woche zum TA gebracht und kastriert werden.
Ich mein, es kommt natürlich auf den Hund an. Aber beim Mango könnt ich mir das jetzt zum Beispiel gar nicht vorstellen ihn kastrieren zu lassen. Er vertraut fremden Menschen nicht wirklich und ihm dann die ganze Prozedur antun? Und dann noch Sicherheit verlieren durch die Umstellung des Hormonhaushalts?

Irgendwie bin ich da grad voll am Umdenken. Ich hatte mir eher gedacht, dass eine Kastration ihm zur inneren Ruhe verhelfen würde... ?(

Werd das auf alle Fälle mit meiner TÄ bereden und fragen was sie von einer Sterilisation hält.

Wie steht ihr zu dem Thema?

Anne

ich kann dazu nur sagen, dass die kastrierten hunde (besonders rüden) die ich kenne, sehr viel ausgeglichener wirken als viele unkastrierte, die ich so sehe...
bin keine kastrations-verfechterin oder so, konnte aber noch nie negative auswirkungen feststellen..

bei hündinnen übrigens auch nicht....kenne nur einige unkastrierte hündinnen, die nach jeder läufigkeit unter ganz schlimmer scheinträchtigkeit leiden..

im allgemeinen kommt es sicher auf den einzelnen hund an...

Kathi

bei rüden stellt sich mir nur echt die frage, wieso kastrieren und nicht sterilisieren? (ausser es hat gesundheitliche gründe, eh klar)
wenn ich dadurch alle negativen auswirkungen umgehen kann.

einfach mal so die hoden abschnippeln... wie begründen?

Anne

naja, es gibt viele rüden, die unter dauerstress stehen, extrem triebgesteuert sind, dauernd hündinnen verfolgen oder sich ständig mit anderen rüden anlegen...dabei gehts dem rüden selbst sicher nicht gut, und sowas kann durch eine kastration sehrwohl geändert werden.

ist natürlich ein extrembeispiel...hab aber schon viele solche hunde gesehn..

die kastration schützt halt auch vor hoden-und prostatakrebs.....musste vor 2 wochen meinen fast 8 jährigen schäferrüden kastrieren lassen, er hatte eine stark vergrößerte prostata und bereits eine zyste....

aber bei rüden, die jetzt sag ich mal durch ihre hormone nicht unter dauerstress stehen, wäre eine sterilisation ausreichend find ich.
aber ich denke man kann aufpassen, dass nix passiert!
ausser man hat rüde und hündin daheim, dann ist das ganze für die hunde ziemlicher stress..

Kathi

ich hab jetzt nicht alles von dem artikel hier rein geschrieben (er ist 4 seiten lang), aber es wird dort unter anderem erklärt, dass die ursache für eine verhaltensverändernde kastration sehr sehr selten ist bzw. noch von vielen anderen faktoren abhängig ist. da in den meisten fällen testosteron nicht für die verhaltensprobleme verantwortlich ist und somit eine kastration eigentlich unsinnig ist. es wird angeprangert, dass meistens eine kastration vorschnell empfohlen und als allheilmittel angesehen wird.

in diesem artikel gehts jetzt nur um rüden (in der nächsten ausgabe gehts dann um hündinnen).

es geht mir halt auch eben darum vorschnelle entscheidungen noch mal zu überdenken.

zwecks gesundheit, da bin ich natürlich total deiner meinung - war auch der grund wieso ich meine hündinnen kastriern lassen habe. dann denk  ich mir wieder bei menschen ist gebährmutterhalskrebs und brustkrebs auch sehr sehr häufig, trotzdem lassen wir uns nicht mit 16 alles rausnehmen, nur um sicher zu gehen.... finds vom moralischen her total schwierig.

zumindest könnte man bei rüden doch echt überlegen zu sterilisieren statt zu kastrieren.

echo

hallo,
ich finde, das kommt auf den hund an und seine
lebensumstände an.
otis wurde zb sehr früh kastriert, weil er wirklich
voll überfordert war mit den ganzen gerüchen der
läufigen hündinnen. seit er kastriert ist, sind ihm die
reize der damen völlig wurscht.
ich will, dass wir relaxed auch ohne leine miteinander spazieren gehen
können, ohne zu fürchten, dass eine willige hinter
der nächsten kurve auf uns wartet!  ;)
irgendwelche negativen nebenwirkungen gabs bei ihm
nicht.
wenn du das gespür hast, dass euer pflegi noch nicht
so weit ist, dass er diesem zusätzlichen stress ausgesetzt
werden kann, dann handelst du ja richtig.
mit sterilisationen bei hunden habe ich keine erfahrung,
jedenfalls sind alle rüden, die ich kenne, kastriert.
lg
Family von Findelwauzi Lucy und Nitrawauzi Tobi und unserem Nitrawauzi Engel Otis *15.08.2009 +21.06.2019

kleiner Kläffer

Hallo,
eine Kastration ist auf jeden Fall sicherer. Die Natur hat manchmal eine tolle Regenerationskraft. Ein solcher "Fall" ist mir persönlich bekannt.
Gedanken wollen oft, - wie Kinder und Hunde - dass man im Freien mit ihnen spazierengeht.
-Morgenstern-

echo

ui, das ist natürlich schön blöd  =)
Family von Findelwauzi Lucy und Nitrawauzi Tobi und unserem Nitrawauzi Engel Otis *15.08.2009 +21.06.2019

Gabriela

Ich frag mich aber was macht dem Hund mehr Stress: ein lebenslanger  starker Trieb, den er aber unter keinen Umständen ausleben darf oder ein einmaliger Eingriff, der ihn zwar im Moment durcheinanderbringen kann (was ich aber persönlich noch nie erlebt habe) aber wo er liebevoll begleitet und umsorgt wird.
Wer ein Leben rettet, rettet die Welt.  (Talmud)

Fritzi66

Hallo,

ich habe 2 Rüden, beide kastriert. Bei Fritz war es eindeutig die richtige Entscheidung: er hat mit 7 Monaten nichts anderes mehr getan, als alles zu begatten, was es gab. Er ist überall aufgeritten: auf allen Hunden, auch viel größeren Rüden, allen Weibchen, und allen Menschenbeinen außer meinen und denen meines Mannes. Das war mit 11 Monaten und der Kastration vorbei und er ist ein recht netter sozialer Hund geworden, der allerdings für Rüden gut zu riechen scheint, denn sie lieben ihn alle. Er kann aber gut damit umgehen.
Obelix wurde erst mit 2 JAhren kastriert und er scheint damit nicht so viel Glück zu haben, denn er benimmt sich immer noch sehr "rüde" und hat auch mit Rüden immer wieder mal "Meinungsverschiedenheiten", er pöbelt etwas herum und protzt ganz schön. Dafür hat er mit Weibchen Probleme, die scheinen ihn nicht zu mögen. Ich habe mir sagen lassen, dass Hündinnen kastrierte Rüden nicht riechen können, die sind halt zu gar nichts mehr Nutze. Ich kenne auch einige Leute, die dieselbe Erfahrung gemacht haben. Bei ihm bin ich mir nicht sicher, ob er nicht Nachteile durch die Katsration hat.

Zu den besten Freunden meiner beiden gehören 2 unkastrierte Rüden, die lange Zeit wirklich nichts anderes gemacht haben, als geeignete Opfer für ihre Aufreitereien zu suchen. War wirklich anstrengend für die Besitzer und die Hunde waren dadurch auch krank (Prostataentzündung, Blut im Harn, Vorhauteiterung). Nun sind sie "chemisch" kastriert und sind wirklich viel ruhiger, genauso souverän wie früher und wieder viel verspielter als früher. Der Unterschied ist riesig und sehr angenehm.

Ich denke, wie schon geschrieben, kommt es sehr auf den Hund an und auf die Umstände.

Kathi

ZitatOriginal von kleiner Kläffer
Hallo,
eine Kastration ist auf jeden Fall sicherer. Die Natur hat manchmal eine tolle Regenerationskraft. Ein solcher "Fall" ist mir persönlich bekannt.

sicherer  ?( ?(
versteh ich grad net

Kathi

is muss ehrlich sagen, die antworten machen mich noch nachdenklicher. nicht jeder unkastrierter rüde hat probleme mit hypersexualität. aber fast jeder rüde wird grundsätzlich mal kastriert... egal ob es probleme gibt oder nicht.

@gabriela: sind bei dir alle rüden hypersexuell? bzw. reagieren auf läufige hündinnen in der umgebung (ich geh davon aus deine eigenen hündinnen sind kastriert oder?)


@fritzi: das heißt ihr habt den obelix kastrieren lassen, weil er sich nciht mit rüden vertrug, versteh ich das richtig??


vielleicht sollte ich wirklich den ganzen artikel hier irgendwie posten...

auch aufreiten ist nicht immer ein zeichen von hypersexualität.

versteht mich nicht falsch, ich war eigentlich immer ein kastrationsbefürworter, bis zu diesem artikel.

kleiner Kläffer

ZitatOriginal von Kathi
ZitatOriginal von kleiner Kläffer
Hallo,
eine Kastration ist auf jeden Fall sicherer. Die Natur hat manchmal eine tolle Regenerationskraft. Ein solcher "Fall" ist mir persönlich bekannt.

sicherer  ?( ?(
versteh ich grad net

Nun, die Samen- bzw. Eileiter haben sich offensichtlich regeneriert und es ist zu einer Befruchtung bzw. Schwangerschaft/Trächtigkeit gekommen.
Gedanken wollen oft, - wie Kinder und Hunde - dass man im Freien mit ihnen spazierengeht.
-Morgenstern-

Kathi

wahnsinn, echt das ist möglich? ist ja arg!
also auf die idee, das sich da was nachbilden könnte, wär ich überhaupt nicht gekommen. echt arg

Gabriela

Ich rede nicht von Hypersexualität, sondern vom ganz normalen Sexualtrieb. Und der ist nun mal, neben dem Lebenserhaltungstrieb, der stärkste in der Natur. Und ein starker Trieb, den du nicht mal ansatzweise ausleben darfst, führt zu Frustration. Dass es dabei natürlich unter den einzelnen Individuen Unterschiede gibt, ist schon klar. Und wie überall im Leben gibt es keine Patentlösung die für alle gleich gilt. Aber meine persönliche Meinung zur Kastration ist grundsätzlich ja, aber halt nicht als allgemeingültige Regel.
Wer ein Leben rettet, rettet die Welt.  (Talmud)

Fritzi66

Nein, Obelix wurde noch auf der Pflegestelle kastriert und hatte zu diesem Zeitpunkt gar keine Probleme mit anderen Hunden. Er ist eigentlich allen Auseinandersetzungen aus dem Weg gegangen. Er hatte auch bis jetzt keine Raufereien mit anderen Rüden, nur mit Hündinnen aber er misst schon gerne seine Kräfte, gerade bei jüngeren. Er lebt mit einem Rüden zusammen und gute Freunde auf der Hundewiese sind Rüden.

Auf der Hundewiese haben wir festgestellt, dass Rüden untereinander eh verträglicher sind als so manche Weibchen. Da laufen bis zu 14 Hunde auf relativ engem Raum, davon bis zu 10 Rüden im unterschiedlichsten Alter.