Verhaltensänderung

Begonnen von Claudschi, 17.03.2011 - 11:49

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irmi

@ Lilli:

danke für den beitrag!
was ich aber nicht ganz verstehe: wenn du sie lobst (clickst) wenn sie den anderen hund anschaut, belohnt man sie dann nicht fürs fixieren?

ich habs bis jetzt immer so gemacht dass ich ihn belohne wenn er mich ansieht (also von dem anderen hund "ablassen" kann).
lg irmi
was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andren zu.

Kathi

@irmi: das hab ich mir zerst auch gedacht. dass man das negative verhalten bestärkt.
ich denke aber beim mango könnte das wirklich funktionieren und er stuft durch das clickern die situation mit der zeit ganz anders ein.

könnte natürlich aber auch in die hose gehen und man sollte dann clickern, wenn er von sich aus sich abwendet oder dergleichen.

hmmmm..... ?(
Kathi mit Lara, Nici und Mango

Lilli1

Zitatwas ich aber nicht ganz verstehe: wenn du sie lobst (clickst) wenn sie den anderen hund anschaut, belohnt man sie dann nicht fürs fixieren?

Nö.

Also erstmal erklär ich, wie das mit dem clicken bei Hundesichtung bei uns aussieht, bzw was ich dadurch erreichen möchte.
Primär gehts darum, hab ich eh schon gesagt, mit dem Anblick des anderen Hundes eine positive Verknüpfung herzustellen.
Weiters belege ich das anschauen des anderen Hundes mit einem Signal zb "Hund". Also mein Hund sieht einen Hund, ich sage erfreut "Hund", clicke, belohne.
Wenn mein Wauz das Signal dann mal positiv verknüpft hat, nutzt mir das insofern, dass wenn ich zb den entgegenkommenden Hund zuerst entdecke (was meistens der fall ist), sagen kann "wo ist der Hund?", und Lilli macht sich in positiver Erwartung auf die Suche nach diesem, sobald sie ihn entdeckt hat, wird sie ja dafür belohnt.
Somit kann ich negative Emotionen zu viel positiveren machen.
Versteht man das?

Soda, und jetzt zur eigentlichen frage. Bellen, fixieren, in die Leine springen usw. entstehen ja nicht gerade daraus, dass der Hund sich mit dem was auf ihn zukommt wohlfühlt, sondern aus einer negativen Emotion heraus, weil er Angst hat, weil er frustriert ist, weil er es gar nicht gut findet fremde Hunde in "seinem" Gebiet zu haben usw.

Ich weiß, dass die Meinung immer noch verbreitet ist, dass man den Hund bei Angst oder bei aggressivem Verhalten aus Angst in keinem fall streicheln oder in sonst irgendeiner Art (zb futter) Bestärkung schenken darf. Dass das nicht stimmt weiß man mitlerweile, zumindest hab ich schon gute Erklärungen dazu gehört und gelesen.

Und weil ich das sicher nicht so gut erklären kann, wie eine McConnel :D, schreib ich euch dazu ein paar Zeilen aus einem ihrer Bücher rein.
...sie können ihren Hund nicht soviel streicheln, es wird ihm nicht soviel wert sein, dass er dafür das Gefühl von Angst in Kauf nimmt. Angst zu haben ist für Hunde genauso wenig lustig wie für Menschen. Angst hat die funktion dem Körper mitzuteilen, dass Gefahr droht und dass das Angst empfindende Individuum besser etwas tun würde, um diese Gefahr und die damit einhergehende Angst zum Verschwinden zu bringen...

...nehmen wir an, sie essen gerade ein Eis, als um Mitternacht jemand in ihr Haus einzubrechen versucht. Würde das Vergnügen des Eisessens sie darin bestärken, Angst zu haben, sodass sie beim nächsten Mal noch mehr  Angst hätten?...

So, ich hoff ich hab nach dieser netten Abschreibübung halbwegs rüberbringen können, was ich meine.  :)

LG, Babsi
LG Barbara

sophie

Ich würd da eher ein Alternativverhalten bevorzugen also dass der Hund , sobald er einen anderen Hund sieht, dich anschaut, etc. und dafür dann bestärkt wird.

edit: sorry, hab erst jetzt gelesen dass das eh schon von lilli erwähnt wurde  :P

Lilli1

ZitatIch würd da eher ein Alternativverhalten bevorzugen also dass der Hund dich, sobald er einen anderen Hund sieht dich anschaut, etc. und dafür dann bestärkt wird.

Das eine schließt ja das andere nicht aus. An einem Alternativverhalten zu arbeiten ist sicher mindestens genauso wichtig.
Ich bevorzuge halt das Kombipaket. :)

LG, Babsi
LG Barbara

sophie

Ist klar :) *sieheedit*

kuschelweich

ZitatOriginal von Lilli1
Zitat...nehmen wir an, sie essen gerade ein Eis, als um Mitternacht jemand in ihr Haus einzubrechen versucht. Würde das Vergnügen des Eisessens sie darin bestärken, Angst zu haben, sodass sie beim nächsten Mal noch mehr  Angst hätten?...

So, ich hoff ich hab nach dieser netten Abschreibübung halbwegs rüberbringen können, was ich meine.  :)

LG, Babsi

Also das find ich irgendwie einen extrem unangebrachten Vergleich. Ein Eis ist ein Ding, das begegnet einem ja nicht mit eigenen Emotionen, Zielen und Vorhaben. Das Eis is immer nur ein Eis. Ein Streicheln, Sprechen oder jede andere menschliche Reaktion kommt von einem Lebewesen und transportiert immer etwas, das tut das Eis nicht.

Ich vergleich das eig. ganz gern mit Kindern:
wenn ein Kind z.B. Angst vor Hunden hat und dann jedesmal beruhigt und getröstet wird, dann wirds auch denken, es fürchtet sich zurecht. Wenn man ermunternd sagt: Komm, der macht nix, gehma einfach vorbei und du wirst sehn, dass garnix passiert! - und mehr Aufmerksamkeit is nicht, dann wird das Kind nach dem 3., 4. Mal erkennen, dass wirklich nix passiert.

Lilli1

ZitatAlso das find ich irgendwie einen extrem unangebrachten Vergleich. Ein Eis ist ein Ding, das begegnet einem ja nicht mit eigenen Emotionen, Zielen und Vorhaben. Das Eis is immer nur ein Eis. Ein Streicheln, Sprechen oder jede andere menschliche Reaktion kommt von einem Lebewesen und transportiert immer etwas, das tut das Eis nicht.

Also der Vergleich kommt ja nicht von mir, ich hab den ganz bequem abgetippt.  :D
Aber ehrlichgesagt finde ich den Vergleich gar nicht so unpassend, wenn ich zb an futter zur Gegenkonditionierung in angstmachenden Situationen denke (zb Begegnung mit fremden Hund).

LG
LG Barbara

Lilli1

ZitatIch vergleich das eig. ganz gern mit Kindern:
wenn ein Kind z.B. Angst vor Hunden hat und dann jedesmal beruhigt und getröstet wird, dann wirds auch denken, es fürchtet sich zurecht. Wenn man ermunternd sagt: Komm, der macht nix, gehma einfach vorbei und du wirst sehn, dass garnix passiert! - und mehr Aufmerksamkeit is nicht, dann wird das Kind nach dem 3., 4. Mal erkennen, dass wirklich nix passiert.

Ich denke mal, dass das Wichtigste ist, dass das Individuum, das Angst empfindet (ob Hund, Kind, oder wer auch immer) in seiner Angst nicht allein gelassen werden sollte. Das muß ja dann nicht zwingend etwas mit übertriebenem Betüdeln zu tun haben.
In der Hundeerziehung ist ja teilweise immer noch verbreitet, dass Ängste am besten ignoriert werden, sonst "belohnt" man ja quasi die Angst, und der Hund wird sie häufiger zeigen. Mit meinem vorigen Post wollte ich ausdrücken, dass das schlicht und einfach nicht ganz stimmt.

LG
LG Barbara

irmi

@ Lilli:
danke für die erklärung, jetzt versteh ichs :D was ist denn das für ein buch aus dem du das hast?

find ich einen sehr interessanten ansatz.. aber ich allein würds mich glaub ich nicht ausprobieren traun, weil ich zu viel bedenken hätte dass der hund sich dann trotzdem noch irgendwie bestätigt fühlt. bzw hab ich ihm ja alles andere auch mit lob beigebracht.. also immer ein verhalten belohnt dass ich von ihm will. und wenn ich jetzt genau das selbe mache beim anderen hund anschauen, glaubt er womöglich vielleicht trotzdem dass "hund anstarren, versteifen etc" ein verhalten ist dass ich gut finde/belohne.
(daher wärs interessant dieses buch zu lesen :D )

aber ich kann mir schon vorstellen dass wenn man es richtig macht (timing usw) auch eine gute methode ist.
ich habs bis jetzt mit der "herkömmlichen" gemacht (loben wenn brav; ignorieren bzw. distanz vergrößern / hund aus situation raus holen oder ablenken wenn fixieren, bellen usw).
mittlerweile kommen wir schon an sehr vielen hunden ohne gebell/geziehe vorbei. aber es kommt auch sehr stark drauf an wie der andere hund ist (wenn der sich aufführt, stiegt meiner zB auch sehr leicht drauf ein), wie nah der hund ist, wieviel andere reize sind (radfahrer, autos, jogger, andere hunde) usw.
was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andren zu.

Lilli1

Zitat@ Lilli:
danke für die erklärung, jetzt versteh ichs  was ist denn das für ein buch aus dem du das hast?
Also es gibt bestimmt Menschen, die das besser erklären können als ich, und wenn man sich bissi mit zeitgemäßen Methoden auseinandersetzt gelangt man auch an Leute, die das gut rüberbringen.

Das Buch ist von Patricia B. McConnell und heißt "Trafen sich zwei; Betrachtungen über Menschen und Hunde". Ich finds total empfehlenswert!
LG Barbara