Stresssituation

Begonnen von Tirolerin, 17.01.2013 - 00:00

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Tirolerin

Mach ja gerade meine Ausbildung zur Hundepsychologin und heute habe ich die Folgen von SOZIALEN STRESS gelernt:

Diese Untersuchung wurde bei Spitzhörnchen durchgeführt - aber das Resultat trifft ja generell sicher bei den Nitrahunden auch zu.

Es wurden 2 unbekannte Männchen in einen fremden Käfig gesetzt - nach einigen Tagen beginnen Kämpfe - die führen zu einer Dominanzbeziehung. Es gibt einen überlegenen (Sieger) und einen schwächeren (Verlierer).

Dann gibt es 2 verschiedene Arten von Verlierertypen (dem Sieger gehts ja so und so gut in seiner Rolle):

- Subdominante Tiere
Sie beobachten dien Sieger ständig und versuchen Konfrontationen zu meinden - kommt es doch zu einer verteidigen sie sich. Solche Tiere können in ihrer Rolle noch wochenlang so leben..

- Submissive Tiere
Sie verkriechen sich in einer Ecke, Attacken ertragen sie meist ohne Gegenwehr, putzen sich nicht mehr und machen auf den Menschen einen apathischen oder depressiven Eindruck. Solche Tiere sterben spätestens nach 3 Wochen (Spitzhörnchen).
Sie sterben am Stress wegen der ständigen Ausschüttung der Stresshormone (alles sehr kompliziert) auf jeden Fall führt dies zu: Abbau von Muskel- und Fettgewebe, einer Beeinträchtigung der Wundheilung und einer Verminderung der Abwehrkräfte des Immunsystems.

Es werden eh immer für Tiere welche sich zurückziehen und sich aufgeben Hilferufe gepostet.
Wollte euch dieses Thema trotzdem nicht vorenthalten da ich denke, dass es vielen Hunden in Nitra teilweise auch so geht und deshalb, zum Glück eh sehr selten, plötzlich und unerwartet junge Hunde sterben.


ikemi

Also was man nicht so alles lernt in einer Hundepsychologieausbildung  :39:

Da wird vom Spitzhörnchen auf den Hund geschlossen  :icon_eek:

Bin weder Hunde- noch Spitzhörnchenpsychologe, aber lt. Wikipedia über das Sozialverhalten der Spitzhörnchen:
"Für gewöhnlich leben Spitzhörnchen allein oder paarweise in je nach Lokalität 500 (Plantage) bis 10.000 Quadratmeter (natürlicher Wald) großen Revieren, die heftig gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigt werden. Die Reviere der Weibchen überlappen sich wenig bis gar nicht; zwei bis drei Weibchenreviere werden vom Revier eines Männchens überdeckt. Es bilden sich oft lang anhaltende, harmonische Paarbeziehungen, die vor allem am regelmäßigen Begrüßungslecken und gemeinsamen Ruhen erkennbar sind. Unharmonische Paare gebären zwar Jungtiere, fressen diese aber wie normale Beute."

Vielleicht sollte man hier eventuell eher einen Vergleich mit Wölfen anstrebe, und nicht mit Spitzmäusen  :65:

lt. Wikipedia über das Sozialverhalten von Wölfen:
"Obwohl man auch einzelne Wölfe in der Wildnis antrifft, ist die normale Sozialordnung des Wolfes das Rudel. "

Im Ernst - natürlich gibt es für Hunde einen Stress auf so engem Raum, das will ich gar nicht abstreiten, fand es nur gerade sehr lustig in einer Hundepsychologieausbildung Spitzmäuse als Vergleich heran zu ziehen.

Gabriela

Hier gehts ums Thema "Stress" und nicht ums Sozialverhalten.
Stress ist eine körperliche Reaktion, die durch eine Vielfalt an Hormonen und Reaktionen im Körper ausgelöst und verstärkt oder abgebaut wird. ( die genaue Abhandlung darüber würde Seiten füllen). Diese Stressreaktionen lassen sich willentlich nicht steuern und laufen bei den Säugetieren mehr oder weniger gleich ab. Ist das System eines Organismus hochgefahren (Stress) ist es wichtig, dass es auch wieder runterfahren kann. Ist das nicht möglich - ist also der Hund in einer dauernden Stresssituation - kann der gesamte Organismus so geschädigt werden, dass das Tier daran verstirbt. (meistens dann, wenn schon Herz-Kreislaufprobleme bestanden haben).

Für mich als Hundehalter ist daraus wichtig, dass ich mehr Einsicht in das Verhalten meines Hundes bekomme wenn er Stress hat. Und vor allem, wie ich darauf reagieren soll. Wenn ich weiß, dass die Stressreaktion des Hundes praktisch automatisch abläuft, weiß ich auch, dass er in diesen Momenten nicht mehr oder viel weniger ansprechbar oder beeinflussbar ist.
Wer ein Leben rettet, rettet die Welt.  (Talmud)

Tirolerin

Wow Gabriela... besser hätt ich das jetzt auch nicht ausdrücken können. Bist du auch auf der Schiene am Weg?

@ ikemi:
Deine Antwort unterstrichen mit den dementsprechenden Smileys fand ich nicht wirklich nett. Und zeigt mir zugleich, dass du nicht viel Ahnung hast wie ein Organismus funktioniert. Genau genommen wirst sogar DU als Mensch von genau den selben Hormonen gesteuert wie ein Hund oder ein Spitzhörnchen!
Hab nach Stfesshormone geschrieben sehr kompliziert... Deshalb bin ich nicht darauf eingegangen wie sie wirken, wie sie heißen, wo Sie produziert werden, usw. usf. dann all das lernt man wenn man als Hundepsychologe das fällt unter das Thema Verhaltensforschung - als Hundepsychologe zur Allgemeinbildung. Diese Ausbildung dauert 2 Jahre und ist sehr umfangreich.
Es wurde ein Tierversuch gemacht und es sind dabei Tiere gestorben. Man kann es moralisch nicht vertreten den selben Test bei allen anderen Tieren auch durchzuführen evtl. um zu sehen nach welcher Zeit ein Hund stirbt. Wie ist es den bei einer Pharmafirma? Da werden Medikament zuerst an Ratten getestet und dann an Menschen! Na sowas!?
Und das Verhalten von Wölfen hab i glatt schon gelernt.

Ich habe diesen Test sehr interessant gefunden und wollte euch davon berichten.
Nichts weiter und Fakt ist es nunmal, dass es subdominante und submissive Tiere gibt! Das kann man auch wenn man in Nitra ist sehr gut beobachten. Der kleine schwarze Widu gehört eindeutig zu den submissiven. Er steht zwar noch gut im Fleisch und lebt schon recht lange in dieser Situation. Ist aber echt ein armer Kerl in Nitra. Er wurde neben mir von einem anderen Hund attackiert und er ist winselnd in seine Hütte gerammt und hat sich versteckt... Natürlich kannst sowas nicht 1 zu 1 umlegen. Sonst würd Widu nach 3 Wochen nicht mehr leben. Auf jeden Fall hab ich als ich diesen Thread aufgemacht hab speziell an Widu gedacht...

kleineente

#4
Ich bin mir sicher, dass es Hunde gibt, auf die diese Beschreibung 1:1 zutrifft (nur halten Hunde zum Glück wohl länger durch als 3 Wochen)... Frederik war auch so einer.
Er war in den ersten Tagen/Wochen bei mir total apathisch und "abwesend", das is dann langsam besser geworden. Eine Freundin von mir, die auch Hundetrainerin ist, meinte, dass er bestimmt von anderen Hunden gemobbt wurde. Inzwischen schnuppert er schon meistens bei fremden Hunden, spielt aber immer noch selten und hat vor allem vor größeren immer noch ziemliche Angst. Under würde sich sicher nicht zu Wehr setzen, wenn er attackiert wird....

Fallen euch außer dem armen Widu noch mehr solche Hunde ein, die momentan in Nitra sind??


Zitat von: Tirolerin in 17.01.2013 - 00:00
- Submissive Tiere
Sie verkriechen sich in einer Ecke, Attacken ertragen sie meist ohne Gegenwehr, putzen sich nicht mehr und machen auf den Menschen einen apathischen oder depressiven Eindruck. Solche Tiere sterben spätestens nach 3 Wochen (Spitzhörnchen).
Sie sterben am Stress wegen der ständigen Ausschüttung der Stresshormone (alles sehr kompliziert) auf jeden Fall führt dies zu: Abbau von Muskel- und Fettgewebe, einer Beeinträchtigung der Wundheilung und einer Verminderung der Abwehrkräfte des Immunsystems.

verena und seppi

Stress ist nie gut nicht für Tier und nicht für den Mensch auch Demente Menschen sterben oft an ,,Angst Stress" weil es genug Menschen gibt die diese Leute oft erschrecken oder sie überfordern!! Ich finde es toll das du das Thema anscheindest Tirolerin! Ich nehme mir gern Hunde die sich in Nitra aufgeben und sich zurück ziehen und es ist wunderschön wenn sie dann auftauen und wieder spaß am leben haben!DANKE :clap:

Gabriela

Schöne Grüße nach Tirol!  :103: Ja, ich hab mich ein bissl damit beschäftigt.

Ich finds auch gut, mal näher über den Faktor Stress nachzudenken. Ich frag mich halt immer, was nützt mir mein Wissen oder besser gesagt den Wauzis. Und die schlechte Nachricht ist, fürchte ich, den armen Hunden in Nitra wirds nicht viel helfen. 

Und wie sehr Stress Einfluss auf den ganzen Hund hat sieht man an folgendem Beispiel: Jaspis, Rüde, NICHT KASTRIERT !!!, gehört definitiv zum submissiven Typ, lebt mit zwei läufigen Hündinnen in schöner Eintracht (mehr oder weniger) zusammen. Sein Stresshormonspiegel ist so hoch, dass die Sexualhormone nur sehr gedämpft durchkommen.
Aber natürlich haben gerade solche Hunde ein sehr großes Entwicklungspotential und wenn man dabei zusehen kann, wie aus einem total fix und fertigen Hund ein fröhlicher, glücklicher und vor allem relaxter Hund wird, dann ist das wunderschön.

Trotzdem bleibt für mich die Frage: Lässt sich irgendwas machen um den Stress zu reduzieren????
Wer ein Leben rettet, rettet die Welt.  (Talmud)

Tirolerin

 @ kleineente: mit nicht 1:1 mein ich, dass ein Hund in so einer Situation nicht nach 3 Wochen stirbt. Je intelligenter ein Lebewesen ist desto mehr Strategien können sie entwickeln besser mit so einer Situation umzugehen (Bewältigungsstrategien). Aber das Verhalten trifft fix auch auf Hunde zu.

Ich glaube auch nicht, dass dieses Wissen den Tieren in Nitra hilft und auch nicht, dass wir die Stresssituation für gewisse Hunde verbessern können. In Nitra die Betreuer sind sehr bemüht aber mir würd jetzt kein Verbesserungvorschlag einfallen. Es sind einfach zu viele Hunde...

Ich war ja im November in Nitra zum 2ten mal in 2 Jahren.
Also ich bin nicht so oft vor Ort aber beim Käfig putzen kann man die Hunde sehr gut beobachten und da ist mir der arme Widu echt aufgefallen. Es kommt eh recht selten zu Angriffen. Er war der einzige der dzt. angegriffen wurde.  Gibt sicher noch mehr arme heiter in Nitra aber wer genau wissen sicher andere.

Was der Jaspis interessiert sich nicht für läufige Weibchen. Ja zach. Eben, auch ein gutes Beispiel für Stress. Wo ist der Jaspis jetzt? Übers Handy kann ich nur eines nach dem anderen machen aber da werd i jetzt glei nachschauen.

Sorry für die Fehler - das Handy ist Schuld ;)

Henny

Zitat von: Gabriela in 17.01.2013 - 17:59
Aber natürlich haben gerade solche Hunde ein sehr großes Entwicklungspotential und wenn man dabei zusehen kann, wie aus einem total fix und fertigen Hund ein fröhlicher, glücklicher und vor allem relaxter Hund wird, dann ist das wunderschön.

In der Tat!  :))

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist auch Aika (Ajca) von Gio http://forum.animalhope-nitra.at/index.php?topic=14367.0

Wenn ich denke, was das für ein "Häuferl Elend" war und in doch relativ kurzer Zeit richtig aufgeblüht ist.


ho.mueller

Ich lese ja sehr viel über Stress bei Hunden. Jedoch habe ich in der Praxis festgestellt, dass genau wie beim Menschen Hunde unterschiedliche Stresslevel haben.
Mein ehemaliger Fixhund Romeo, den konnte "fast" nichts aus der Ruhe bringen. Er hatte keine Probleme bei Kontakt mit anderen Hunden, keinerlei Probleme mit Menschen. Er hat alle meine Pflegehunde wunderbar erzogen, ihnen alles Beigebracht, sofort auf sie aufgepaßt, immer sofort gesplittet wenn er erkannte das sich eine für den Pflegling heikle Situartion ergibt u.s.w. Niemand hat es ihm beigebracht, er war eben ein sehr souveräner Hund. Er hatte nie eine Rauferei, oder ist auf einen anderen Hund aufgeritten, und das obwohl er erst mit 10 Jahren kastriert wurde. Einzig vor Gewitter, oder Silvesterknallerei hatte er aber nur im Haus extreme Angst und sein Stress war sehr hoch. Draußen in der Natur hatte er damit überhaupt keine Probleme.
Dazu muss ich aber auch sagen, dass er nie, auch nur einen einzigen Tag seines Lebens schlechte Erfahrungen gemacht hatte, wir haben ihm ja als ca. 4-5 Wochen alten Welpen in einer leerstehenden Strassenbahn gefunden.

Jetzt haben wir Toby, er wurde extrem mißhandelt, bereits als Welpe und mußte nachdem ihm Ferro gerettet hatte, 7 Monate in Nitra verbringen. Er hat einen extrem niedrigen Strsspegel. Geräusche, laute Stimmen, Hupen einfach alles was laut ist hebt seinen Stresspegel an. Er spielt sehr gerne mit anderen Hunden, dabei ist es egal ob Rüde oder ein Weibchen, aber eben immert nur mit einem Hund, wenn eine Gruppe von Hunden miteinander spielen, macht er schon nicht mehr mit, da begrüßt er zwar die Tiere, hat auch keine Probleme mit Ihnen aber er geht sofort weiter, spielen möchte er da nicht.
Bei Menschen muss ich besonders vorsichtig sein, denn bei manchen, speziell wenn sie Stöcke, Schirme oder große Taschen in der Hand haben, spüre ich sofort wie er angespannt und gestresst wird. Ich nehme an, dies kommt von seiner Vergangenheit, er verknüpft seine ehemaligen Erlebnisse damit. Ich denke es wird sicher noch einige Jahre dauern, bis er eine positive Verknüpfung mit derartigen Personen haben wird (wir arbeiten daran).

Stress ist eines der Hauptfaktoren, wenn ein Hund sein Verhalten plötzlich ändert, oftmals merkt der Halter selbst gar nicht, dass auch zu viel Spiel, Sport oder Hektik den Hund derart Stressen kann. Ich glaube das ist ein Thema über dass man viel mehr sprechen sollte.

Liebe Grüße Helga





Gabriela


Stress ist eines der Hauptfaktoren, wenn ein Hund sein Verhalten plötzlich ändert, oftmals merkt der Halter selbst gar nicht, dass auch zu viel Spiel, Sport oder Hektik den Hund derart Stressen kann. Ich glaube das ist ein Thema über dass man viel mehr sprechen sollte.

wie wahr!!!!! Ich höre manchmal: wir machen eh schon so viel mit dem Hund und er ist immer noch nicht ausgepowert und kommt nicht zur Ruhe. Tja, man kann auch zu viel machen. Wenn der Hund ständig auf Hochtouren läuft weils ständig Action gibt, dann darf man sich nicht wundern, dass mancher Hund sich dann schwer tut wieder runterzufahren.

Und es stimmt auch, dass jeder Hund ganz individuell reagiert. Wo einer völlig unbeeindruckt mittendurch marschiert, macht der andere einen riesen Bogen.

Ich finds in diesem Zusammenhang ganz besonders wichtig, dass der Hundehalter die Körpersprache seines Hundes lesen kann. Mich wundert da immer wieder, dass z.B. viele Menschen das "Stressgesicht" des Hundes als Lachen interpretieren. Bei wuff steht ein ganz guter Artikel: http://www.wuff.at/cms/Stress-beim-Hund-Reak.1877.0.html
Wer ein Leben rettet, rettet die Welt.  (Talmud)

ho.mueller

Danke Gabriela, ein sehr guter Artikel

Lg. Helga

Evamaria

Danke Gabriela für den Link!