Hund aus dem Tierschutz richtig mit Artgenossen resozialisieren

Begonnen von VeganMilitance, 15.02.2012 - 22:03

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VeganMilitance

So... Kenai ist nun schon bald 2 Jahre bei mir, und er hat sich in absolut jeder Hinsicht gebessert... vom Angstbeißer zur Schmusebacke, vom Männerhasser zum Männerlover, vom Fremdenhass zum Bussiempfang, vom vorwarnlosen Schnappen und beißen zum "Calming Signaler", im Freilauf folgsam, aufmerksam und ein entpuppter Einstein und Denker...

nur an einem scheitern wir noch... und das sind die lieben Artgenossen... wo wir aber schon teilerfolge, teils super erfolge hatten... aber teils auch ziemliche rückwürfe hatten (mit tierarztrechnungen von 400,- euro für einen in den popo gezwickten hundes)

prinzipiell ist er nicht komplett unverträglich lebt auch ohne probleme in reiner harmonie mit piana zusammen... da brauchten wir für die eingewöhnung der beiden 2 wochen, und es hat dann wunderbar geklappt...
aber mit 90% der anderen hunde begenet er mit völliger antipathie (auch hündinen) und geht ohne vorwarnung auf diese los. wobei man sagen muss, das er absolut kein stänkerer an der leine ist, man kann an der leine in der stadt auch nah an einem kläffenden hund vorbeigehen, ohne das kenai einmal zurückbellt... aber bei direkten kontakt würds dann unschön werden... manchmal lässt er die hunde an sich ran, lässt kontakt zu, es wird gegenseitig geschnuppert...und zack schon hängt er.... es ist teilweise echt schwer einzuschätzen wann der "klick" in seinem schädel kommt, wo der schalter sich umlegt...

mit ruhigen, souveränen und älteren hunden kommt er meist gut aus (geschlecht egal) er packt es oft gar nicht, wenn ein hund direkt auf ihn zukommt, auch wenn der hund schon von weitem gute absichten zeigt, kleine hunde fallen gern ins "beuteschema"...  :rolleyes:

komischerweise konnte ich ihn in ein hunderudel , das hauptsächlich aus rüden, auch unkastrierten rüden, bestand, ohne probleme (bis auf einen husky) integrieren, und auch frei laufen lassen...hier das beweisfoto:



erziehungsmäßig hab ich auf sein verhalten sowohl auf die "konservative" variante reagiert (bla bla, böser hund, bla bla...) sowohl auch positive bestärkung probiert...beides mit mäßigen erfolgt, und vlt hat gerade das wechseln der methoden kenai ein bisserl verwirrt?  ?( klar mach ich fehler, mit meinen 20 jahren bin ich alles andere als ein hundeversteher, und ich muss und hab schon viel durch meinen hund gelernt, und haben alle anderen probleme bewältigt... aber im verträglichen bereich habberts noch....

und ja, ich würd halt doch gern endlich (verdammt ich red sicher seit jahren davon) einen pflegehund eine chance geben, aber ich trau mich noch ned so drüber, und es einfach zu "probieren" und dann den verein nach ein paar stunden anzurufen und  zu sagen das es einfach nicht hinhaut, eine ersatzpflegestelle muss her, ist auch alles andere als super.....

also wer hat vlt hilfreiche vorschläge, menschen an die man sich wenden kann, tipps für literatur die mensch studieren kann, oder vlt sogar ein mensch mit nerven, zeit und ruhigen, souveränden hund, der mir und kenai bei unserem letzten problem helfen kann?

ich bin auch für kritik dankbar!  :O
Kenai mein Seelenhund, für immer unvergessen 2006 - 2015

Nanuka (Zizsa) aus Lucenec

Milano

Hallo!

Also Tips habe ich leider keine, aber ich kann Dich beruhigen, wie es aussieht bin ich in dem Punkt genauso unfähig wie Du, ich habe genau dieselben Probleme. Meine hört einwandfrei, ich kann sie frei laufen lassen, sie geht von sich aus zu keinem Hund. Wenn es aber zu direkten Begegnungen kommt geht´s erst gut und dann von einer Sekunde auf die andere schlägt es um. Bei manchen weiß ich es vorher (und denk schon es passiert, weil ich es erwarte), bei anderen kommt es völlig unerwartet. 100% sicher passiert es bei Junghunden und Welpen, die werden aus Prinzip erstmal unterdrückt.
Bin ehrlich gesagt auch etwas ratlos. Ich lasse meine momentan versuchsweise frei laufen mit Maulkorb oben, einfach um auszuschließen, dass es an mir hängt, weil solange sie den oben hat kann ich entspannt bleiben, weil nichts passieren kann. Hast Du das mal ausprobiert? Bei meiner ist das Ergebnis, dass sie andere Hunde völlig ignoriert und ihnen aus dem Weg geht. Ob das jetzt an mir liegt oder daran, dass sie festgestellt hat, sie kann mit dem Ding drauf doch nichts ausrichten (oja, sie hat es ausprobiert!!!!!) weiß  ich nicht, ich tippe auf zweites, sonst hätte sie es erst gar nicht probiert. Was immer problemlos geht sind große souveräne Rüden. Allerdings gibt es auch eine Jacky Hündin, bei der sich meine unterwirft und zwar von Anfang an. Diese Hündin und die beiden Rüden meiner Mutter sind die einzigen, bei denen sie sich unterwirft. Wie gesagt, ich bin genauso ahnungslos wie du.....

mazi und fini

ich schließ mich dem club mal an :)

bei fini gehts zu 50% gut, sie liebt unkastrierte rüden, alles was grösser und viel kleiner ist ist meistens kein problem.
Probleme sind vor allem gleich grosse hündinnen und sie mag dieses border collie/schäferegehabe nicht wenn sie so geduckt auf sie zukommen... da stellt sie schon von der weite ihre haare den ganzen rücken entlang auf.
mittlerweile hab ichs schon, naja, ich will nicht sagen aufgegeben, aber ich hab schon meine methode entwickelt: ich ruf sie her und nehm sie an die leine, da bin ich relaxt und weiß es kann nix passieren.
ich merks auch total an meiner stimmung: wenn ich gut drauf bin dann geh ich eher "risiken" ein (nicht an die leine nehmen) und es passiert nichts, sie weicht meistens eh von allein aus wenn sie den platz dafür hat.
wenn ich eher unentspannt unterwegs bin kommt sie bei jedem fremden hund an die leine, da kann ich mich einfach nicht entspannen und sie frei laufen lassen...
Liebe Grüsse von Martina und Fini

Milano

Meine ist dabei leider auch an der Leine nicht immer entspannt.....
Heute morgen hatten wir das Spielchen wieder: wir treffen eine Labradorhündin, beide an der lockeren Leine. Sie treffen aufeinander, meine beschnuppert die andere, alles ist gut. Die andere beriecht meine intensiver am Maul - vorbei war der Frieden!
Passieren tut eh nie was dabei (bislang....) aber verstehen tue ich es auch nicht. Wird wohl auch irgendwie an mir liegen aber ich habe es noch nicht raus gefunden, was ich anders machen könnte....

- Sabine -

RE-sozialisieren geht nur, wenn übehaupt schon mal eine Form von Sozialisierung vorgelegen hat, auf die man zurückgreifen kann. Gibt es die nicht, dann sind die Chancen sehr schlecht, dass der Hund das als Erwachsener noch lernt, denn die Zeitfenster sind zu.

Da ist es dann schon ein Riesenerfolg, wenn er mit ein paar Hunden auskommt und es keine Probleme mit Menschen gibt.

Was bei Hunden aus dem Tierschutz noch dazukommt: Man weiß nie, was sie schon erlebt haben und was für sie Trigger, also Auslöser einer heftigen, der Situation nicht angepassten Reaktion sind. Mit den Jahren findet man es vielleicht heraus, ganz sicher kann man sich aber nie sein. Selbst wenn der Hund gelernt hat, dass er nicht mehr auf den Trigger reagiert, ist das keine 100%ige Sache.

Meist hilft nur: Guter Hoffnung bleiben, Erfolge genießen, aber wachsam bleiben.

Milano

Meist hilft nur: Guter Hoffnung bleiben, Erfolge genießen, aber wachsam bleiben.



Hahaha, das ist so ungefähr auch meien Motto!!!!! Und sobald meine die Hunde gut kennt freut sie sich eh immer, wenn sie sie trifft!

mazi und fini

ZitatOriginal von - Sabine -

Meist hilft nur: Guter Hoffnung bleiben, Erfolge genießen, aber wachsam bleiben.

ja, das triffts auf jeden fall :D

am anfang hatte fini keine probleme mit hunde (zumindest ist mir das so vorgekommen und sie hat nie geknurrt oder hingeschnappt), dann, nach ca einem 3/4 jahr hats angefangen... ich war verzweifelt, weil ich nicht wusste was pasiert ist das sie auf einmal so auf andere hunde reagiert.
warum es so ist hab ich bis heute nicht herausgefunden, aber wir haben uns arrangiert, meine gaudimaus und ich.

wirklich entspannt spazierengehn kann ich in der stadt gar nicht, muss immer auf der hut sein ob nicht irgendwo ein hund um die ecke biegt (das ist für mich als tagträumerin eine schwieriges unterfangen  :rolleyes: )
am land gehts schon eher, da trifft man nicht alle 5 min andere hunde.
Liebe Grüsse von Martina und Fini

Sagamore

Also meine Erfahrung ist, dass wenn die Hunde mal angefangen haben, aggressiv auf andere Hunde zu reagieren, man das nicht mehr raus kriegt sondern nur noch mildern kann. Sorry. Und da machst du schon alles richtig wie ich finde. Du vermeidest Begegnungen mit anderen Hunden nicht gänzlich. Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass wenn die Hunde aufgrund von Alter und Krankheit physich nicht mehr fit sind, auch die Aggression abnimmt bzw. ganz weggeht. Aber vielleicht trifft letzteres ja nur auf die Hunde zu, die ich hatte.

VeganMilitance

also danke erstmal für die antworten!

@Milano
Beißkorb geht gar nicht, trotzt positiven Trainings ist der Maulkorb eine absolute hölle für ihn, den spaziergang verweigert er, scheuert sich nur mehr mit den krallen den kopf wund, und würde ohne "nachschleifen" keinen schritt mehr weitergehen... und das wäre nur ein zusätzliches trauma für den hund, aber vlt akzeptiert er ihn ja mal, wir üben noch dran! die einzige situation wo er ihn wirklich trägt, ist kurz beim einsteigen in ein öffi... da sind die reize so abgelenkt, das ich ihn für 10 sekunden drauftun kann, aber länger schafft ers noch nicht.


@Sabine
ja das is leider das problem, das ich von seiner vergangenheit, sowie eben aus der vergangenheit vieler TS-hunde meist wenig bis garnichts bekannt ist.... von kenai weiß ich auch nur das er bei seinem männlichen vorbesitzer merklich viel geschlagen worden ist, dieser gestorben und dann in die tötung illatosut abgeschoben wurde, das wars.

wie gesagt, mit piana funktioniert es tadellos, und sie ist der einzige hund, mit dem er auch spielt. er hat ja auch einige andere "hundefreunde" aber bisher konnte ich nicht so ganz rausfiltern, nach welchen kritierien er geht, einen hund einzusortieren.

sicher liegt das problem auch an mir, den durch diverse kleine zwischenfälle bin ich doch auch gebranntmarkt, und schon in leichter erwartungshaltung "uiii, gleich könnts passieren"... wo wir beim anderen ende der leine wären...

was mir aber auch aufgefallen ist, als wir frisch nach wien gezogen sind (was ich mir mit ihm vieeeel schwieriger vorgestellt hatte), und das erste mal in einer hundezone waren... er aufeinmal freundlich auf andere hunde zuging... die ersten 2 wochen fand er plötzlich alle anderen hunde, plötzlich super, er hat sogar ganz souverän ruhig aber bestimmt einen auf mir raufhüpfenden junghund um distanz gebeten. wo er normal wie irre an die kehle gegangen wäre.

nach 2 wochen war aber schluss mit der harmonie,  und er ist immer mehr und mehr ins alte raster zurückgerutscht, hat selbstbewusstsein aufgebaut und markiert auch deutlich mehr. kann seine aggression territorial bedingt sein?  ?(
Kenai mein Seelenhund, für immer unvergessen 2006 - 2015

Nanuka (Zizsa) aus Lucenec

- Sabine -

ZitatOriginal von VeganMilitance
kann seine aggression territorial bedingt sein?  ?(

Sein Verhalten würde dafür sprechen. Was ist er denn für eine Rasse - vermuteterweise?

VeganMilitance

schätzungsweise, Schäferhund/ Tschechoslowakischer Wolfshund
Kenai mein Seelenhund, für immer unvergessen 2006 - 2015

Nanuka (Zizsa) aus Lucenec

biaa

Hallo Margit,
Hast pn, sorry wollt so nen langen text ned posten  :)

Lg,
Bianca

- Sabine -

ZitatOriginal von VeganMilitance
schätzungsweise, Schäferhund/ Tschechoslowakischer Wolfshund

Wenn das stimmt, verhält sich der Hund ganz "normal" - für seine Rasse.

VeganMilitance

ja sozusagen leider.... aber da in ihm doch auch sicher noch vieles mehr mitgemischt hat, und ich nicht viel von seiner vergangenheit weiß, möchte ich halt doch mit training versuchen, die spaziergänge so zu gestalten, das artgenossen im freilauf nicht unbedingt bekriegt werden müssen.  :uffz: gerade auch damit ich ihm mehr im freilauf lassen kannen, und ihm somit auch ein stück mehr freiheit und lebensqualität zu geben. ich weiß halt nicht, inwieweit der rassedurschlag vom wolfhund durchkommt,... ich bin mit einer saarloos wolfshündin großgeworden, die mit den samojeden rudels eines freundes der familie ganz gut zu integrieren war. und das auf unserem grundstück...

also wie gesagt, ich möchts schon versuchen, um ihm auch damit mehr freiheit zu schaffen.
Kenai mein Seelenhund, für immer unvergessen 2006 - 2015

Nanuka (Zizsa) aus Lucenec

- Sabine -

ZitatOriginal von VeganMilitance
ja sozusagen leider.... aber da in ihm doch auch sicher noch vieles mehr mitgemischt hat, und ich nicht viel von seiner vergangenheit weiß, möchte ich halt doch mit training versuchen, die spaziergänge so zu gestalten, das artgenossen im freilauf nicht unbedingt bekriegt werden müssen.  :uffz: gerade auch damit ich ihm mehr im freilauf lassen kannen, und ihm somit auch ein stück mehr freiheit und lebensqualität zu geben.

Ich kann Dich da sehr gut verstehen - würde mir auch so gehen. Aber Wölfe sehen jeden Fremden im Territorium als absolutes No-Go an - tief verankert. Und wenn er wirklich Wolfsblut trägt (was beim Wolfshund sein kann, aber nicht muss, wie genetische Studien ergeben haben), wirst Dus schwer haben, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Und: Es ist Dauerstress für ihn, wenn er ununterbrochen Fremde in "seinem" Territorium dulden muss.

Ich würde da vielleicht tatsächlich auf die eher einsamen Gegenden ausweichen und ihn dort laufen lassen.

Kann er denn zuhause einigermaßen toben, sprich, hast Du einen hundetauglichen Garten?

VeganMilitance

naja wie gesagt, was genau in ihm ist, kann ich nur optisch erahnen.

die ersten tage wo ich ihn hatte hat er auf fremde aggressiv reagiert (er war zu dieser zeit noch sehr sehr ängstlich und misstrauisch, und hatte frisch fast 3 monate kennel in der tötungsstation hinter sich, also wars nicht so verwunderlich), mittlerweile kann kommen und gehen wer will, er begrüßt jeden freundlich, und wenn sich die menschen dann auch wieder beruhigt haben und sich setzten, tut kenai das auch, geht auf seinen platzt und schläft dann auch oft, während besucher da sind.

von einem garten kann ich leider träumen, wir hatten einen in unserer alten wohnung, jetzt musste ich nach wien übersiedeln,... aber eher ruhig gelegen und 30min vom wienerberg weg... ein trostplaster. ich nehm ihn aber auch bei gelegenheit zu meinen vater ins burgenland mit, da hätte er einen großen garten, aber sobald mensch reingeht will er hinterher, würde man ihn einfach so in den garten schicken, steht er gleich wieder an der tür und kratzt das er reinwill.

aber punkt ist halt das ich nicht herausfiltern kann, nach welchen kriterien er sich hundefreunde sucht... er versteht sich schon durchaus mit einigen anderen hunden, sowohl weiblich als auch männlich, unklar ist mir nur warum er die anderen 90% nicht mag

naja ich werd mich aber weiter schlau machen, habe jetzt von turid rugaas, die viel mit der integration von hunden aus dem tierschutz, ein buch geborgt bekommen, vielleicht stehen für mich verwendbare informationen  drinnen... wenn sie es schafft so viele herdenschutzhunde erfolgreich zusammenzuführen und funktionsfähige rudel daraus zu bilden, hab ich doch einen funken hoffnung, das kenai es auch, zumindest begrentzt lernt mit anderen hunden klarzukommen, oder schonmal richtig mit ihnen zu kommunizieren...
Kenai mein Seelenhund, für immer unvergessen 2006 - 2015

Nanuka (Zizsa) aus Lucenec