Autor Thema: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung  (Gelesen 36755 mal)

Offline Chiquita28

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Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« am: 27. Juni 2018, 09:13:16 »
Ich bin jetzt langsam aber sicher am Ende mit den Nerven wegen Kitos Ängste und Panikattacken. Vor kurzem sind wir in die neue Wohnung übersiedelt und anfangs hat er sich hier auch recht wohl gefühlt. Seit einigen Tagen hat er aber wieder damit begonnen, sich drinnen vor Gewitter, Geräuschen, Geistern,... zu fürchten und kommt nicht mehr wirklich zur Ruhe. Gestern Abend z.B. wars besonders schlimm. Er rennt dann die ganze Zeit winselnd auf und ab, versucht auf die Garderobenbank zu klettern, springt in die Badewanne und wieder raus, geht von einem Zimmer ins andere und zerkratzt uns die Türen. Ich muss dazusagen, Kitos Platz in der Wohnung ist der große Vorraum und das Badezimmer, zum Wohnzimmer gibts ein Türschutzgitter wegen den Katzen. Bevor aber jemand Mitleid hat mit dem armen Hund der mit seinen Ängsten alleine sein muss, Erfahrungen haben gezeigt dass es nichts daran ändert, ob ich in seiner Nähe bin oder nicht. Er fürchtet sich mit meiner Anwesenheit genauso und orientiert sich dabei kein bisschen an mir (als Beispiel: in der Wohnung meines Freundes durfte er immer bei uns sein bis er mal während einer Panikattacke das Badezimmer aufgesucht hatte und sich zwischen Klo und Waschmaschine gelegt oder besser gesagt eingeklemmt hat, mit dem Kopf zur Wand. Am besten wars dann wirklich wenn er sich mal wieder fürchtete, dass wir die Tür zum Wohnzimmer zugemacht haben, weil er sonst eh nur hin- und hergewandert wäre. Im Badezimmer kam er am schnellsten zur Ruhe und fühlte sich sicher).

Was noch dazukommt ist, dass mir Kito jetzt oft gar nicht mehr spazieren gehen will. Es könnte ja jederzeit ein Gewitter kommen. Ich frag mich bei den Spaziergängen oft, warum ich mir das antu und überhaupt mit ihm rausgeh. Ich hätte daheim oft besseres zu tun. Einzig wenn er dann eine Fährte aufnimmt oder in der Ferne einen Hasen oder ein Reh weglaufen sieht, da ist er dann schnell auf 180 und vergisst seine Angst. Ich hab das Gefühl dieser Hund funktioniert nur anhand zwei Prinzipien: Panik/Angst und Jagtrieb/Adrenalin. Ansonsten zeigt er nicht wirklich viele Emotionen. Ab und zu (wird leider immer seltener) hat er kurze Momente, wo er sich fröhlich am Rücken wälzt und zum Spielen aufgelegt ist. Streicheleinheiten haben ihn noch nie wirklich interessiert, er lässt es halt über sich ergehen. Was interessant ist, bei fremden Menschen steht er auch ne halbe Stunde dabei und lässt sich kraulen.

Ich möchte nicht dass mich jemand mit diesem Posting falsch versteht. Kito ist ein genügsamer, braver Hund, wenn es die Umweltbedingen zulassen, dass er "normal" sein kann. Nur geht es meiner Meinung nach immer mehr in die andere Richtung und ich habe mich allen Ernstes bereits gefragt, ob es ihm bei mir überhaupt besser geht als im Tierheim. In seinem Zwinger hatte er ausreichend Futter und einen sicheren Platz. Laut Georgia hat er sich damals schon vor Gewitter gefürchtet, aber da musste er wenigstens nicht raus wenn das Wetter mal nicht so toll war... Ich hab schon fast ein schlechtes Gewissen gegenüber den anderen Hunden, die das Leben hier draußen viel mehr genießen könnten als er. Ich hatte auch gehofft, dass Kito aufgrund seines doch schon fortgeschrittenen Alters langsam ruhiger werden würde, weil er ja immer weniger gut hört und sieht. Bis jetzt merk ich davon aber noch nix. Übrigens ist Kito grundsätzlich kein ängstlicher, sondern ein eher unerschrockener Hund. Es gibt Dinge, vor denen sich bisher alle meine Hunde gefürchtet haben. Kito nicht. Vorm Staubsauger rennt er nicht weg sondern geht mir hinterher. Er stieg von Anfang an problemlos in den Lift, rennt über Gitter und Brücken, egal wie schmal und wackelig sie sind. Kito ist auch der erste Hund den ich kenne, der Hindernissen trotz Möglichkeit nicht ausweicht sondern hindurchrennt oder drübersteigt. Er reagiert auch nicht aufs Schimpfen und weicht mir nicht aus, wenn ich auf ihn zugehe. Damit tu ich mir auch ziemlich schwer, weil ich mir oft wie Luft vorkomme.

Gesundheitlich ist er übrigens komplett fit. Seine Blutwerte passen und ein Röntgen hat letztens ergeben, dass seine Gelenke und Knochen in bester Ordnung sind. War nur letztens beim Tierarzt weil er schon wieder Hefepilze in den Ohren hatte und eine Pfote entzunden war. Eine Schmerzmitteltherapie hat gezeigt, dass sich sein Verhalten dadurch nicht ändert.

Eigentlich wollte ich mir das alles mal von der Seele schreiben. Ich bin ein sehr harmoniebedürftiger Mensch und mir tut es in der Seele weh, einen leidenden Hund daheim zu haben, der sich nicht helfen lässt. Vielleicht gibt es ja irgendwas, mit dem jemand von euch gute Erfahrungen gemacht hat in so einer Situation. Letztens ist mir bei einem Vortrag Hanföl untergekommen, das ja bei allem Möglichem helfen und ein wahres Zaubermittel sein soll (dementsprechend teuer natürlich...). Außerdem habe ich vor, bei meinem nächsten Heimatbesuch im Burgenland den Hundetrainer Hasenöhrl aufzusuchen. Ich weiß, dass er auch schon mit Angsthunden gearbeitet hat und diese danach eine deutliche Besserung des Verhaltens gezeigt haben. Vielleicht sollte ich auch noch eine Hundebox testen, das könnte zumindest die Situation in der Wohnung verbessern. Mehr fällt mir jetzt eh grad nicht ein. Danke fürs Lesen :)
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt. (Gandhi)

Karo

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #1 am: 27. Juni 2018, 09:34:13 »
Box als Höhle nur positive Erfahrungen. Zylkene ein Hund ja, ein Hund nein. Alles Gute!

Offline Tamara-Louisa

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #2 am: 27. Juni 2018, 09:51:26 »
Hallo ihr Lieben!

Danke fürs Teilhaben lassen an eurem Leben - eurer Situation. Ich kann mir ein bisschen vorstellen, dass du schon verzweifelst, weil man einfach nur hilflos daneben steht. Ich habe jetzt gerade zum Ersten Mal einen Hund, der Angst vor Gewittern, Schüssen, Feuerwerk hat - eh unglaublich, aber bist jetzt haben das alle Pflegis absolut gelassen genommen. Also absolutes Neuland und ich tu mir echt schwer, weil ich begonnen habe selbst zusammen zu zucken, wenn irgendwas vor sich geht, vor dem Lea Angst hat - und dann in Panik verfällt. Ist natürlich ausgesprochen förderlich, weil jetzt bekommt sie schon Panik, weil sie meine Stimmung merkt...  :not: jedenfalls sehe ich es jetzt als Herausforderung - und thatha es trägt erste Früchte... gestern hab ich sie beim ersten Donnern eingeladen, dass wir rein gehen und sie ist  gleich mitgekommen und ist nicht in den Busch gelaufen...

Was ich sagen will: Lea spürt ALLES was in einem vorgeht - und viele Emotionen machen sie schnell nervös. Sie ist ein richtiges Stimmungsparometer und die meiste Zeit des Tages schläft sie seelenruhig - da bilden wir uns schon was drauf ein, denn auch ausm Tiefschlaf spürt sie sofort, wenn etwas in einem prodelt  :not speak:

Vll ist Kito auch einer von der Sorte? - und vll hat er einfach schon so zugemacht, weil er so lange im Tierheim war? Sicher bin ich mir jedenfalls, dass er deine Überlegungen spürt - ob nicht ein anderer Hund mehr davon gehabt hätte. Das soll absolut kein Vorwurf sein - im Gegenteil - ich kann es äußerst gut verstehen und ich sag "danke" für deine Ehrlichkeit, aber auch wenn er oft so tut, als wärst du Luft: du bist für ihn wichtig - er will nur wahrscheinlich auch etwas von dir - Anerkennung und Respekt. Auch das kenne ich nur zu gut: Unser Liam boah, der hat uns eine Zeit lang in den Wahnsinn getrieben... bis wir auf nem Seminar waren und die Trainier meinte "Nehmt ihr euren Hund eig. ernst?" wir so "jaja natürlich"... später sollten wir erfahren, dass sich Liam die meiste Zeit einfach nur ver*****t vorkam. Für jedes "super" "fein" haben wir abfällige Blicke geerntet. Liam will nicht gelobt werden, er will bewundert werden.  :alas: seit wir unsere Sicht auf ihn geändert haben - hat sich alles um 180 Grad gedreht. Wir bewundern ihn wirklich - er ist ein unglaublich sozialer, gescheiter und kooperativer Bursche geworden. Und sein stolzer Blick bei einem ernst gemeinten "woooooooow - Liam ich bin wirklich beeidruckt, wie du das schaffst" oder ähnliches ist einfach unbezahlbar.

Letztens hat er es im Garten geschaffft beide Mädls neben sich abzusetzen und hat sich daneben gelegt, das Foto ist leider schirch, weil ich von weit weg fotografiert habe - weil ich seine Konzentration nicht stören wollte - ist ja mental nicht einfach zwei so Zicken zu halten  :laugh:. Ich stell das Foto mal dazu, damit du weißt was ich meine.



Die Grundaussage von meinem Roman: Nimm Kito ernst - versuche seine Ängste zu verstehen, dich reinzufühlen - kein Mitleid! - einfach mitfühlen, Verständnis... weniger streicheln (Liam hasst streicheln - vor allem am Kopf - eine Kraulmassage nimmt er aber gerne an), ev. kurz versuchen zu Rahmen (leicht die Hände um ihn legen - nicht festhalten). Wie gesagt - bei Liam war das der Schlüssel, dass er "aufgemacht" hat... er ist jetzt wirklich ein ganz ganz ganz besonderer Bursche... und ich denke Kito ist das auch - er muss vielleicht einfach nur spüren, dass er gar nicht sein eigenes Ding machen muss...

Ich wünsche euch jedenfalls viel Erfolg und alles Liebe weiterhin - hat sicher einen Grund gehabt, wieso gerade Kito bei dir gelandet ist  :8:
Liebe Grüße,
Tamara

Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.
Oliver Jobes

Karo

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #3 am: 27. Juni 2018, 10:16:36 »
Ich bin mit einer Gewitterhündin gut gefahren, indem ich mich schweigend zu ihr gesetzt habe. Gibt es denn Dinge, die ihr gemeinsam schaffen könnt, wo du ihm etwas zutrauen kannst und dich gleichzeitig als ernst zu nehmende, menschliche Gesellschaft er/beweist?
« Letzte Änderung: 27. Juni 2018, 10:32:11 von Karo »


Offline andyundsabine

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #5 am: 27. Juni 2018, 10:29:40 »
Da es uns mit Alessa ähnlich ergeht bin ich gespannt ob wer Tipps zu Kito geben kann die hilfreich auch für uns sind.Bei Alessa reicht es beim spaziergang  wenn ein stärker Wind durch die Bäume geht das sie in einen Ausnahmezustand kommt und tags darauf panisch reagiert wenn sie das BG sieht.

Alles gute Jenny, ich wünsche euch das man euch helfen kann .

Offline jessy2014

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #6 am: 27. Juni 2018, 11:07:45 »
Also Box ist bei Jester sehr hilfreich - er entwickelt immer mehr Zeiten da will er in Ruhe gelassen werden.
Da geht er in seine Höhle und kommt zur Ruhe. Allerdings darf die Höhle nicht zu gross sein da er seine "Ecke" braucht zum Anlehnen.

Gewitter und Feuerwerk werden da gut überstanden.

Bzgl. Hanföl habe ich leider keine Erfahrung da ich die CBD Tropfen brauche bei der Jessy.

Hoffe du findest mit Kito einen für beide positiven Weg für die Zukunft

Liebe Grüße Karin
Karin + Jessy + Jerry  :25: Henry -  :25: Jacky - :25: Jester

Offline Kathrin_Wien

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #7 am: 27. Juni 2018, 11:20:02 »
Hallo!

Akido hat auch sehr viel Angst vor Gewittern (Schüsse und Feuerwerke sowieso, da bekommt er richtig Panik), beim ersten Donnern ist unterm Couchtisch und zittert wie Espenlaub. Ihm hilft es meiner Erfahrung nach am besten wenn er sich ein bisschen verstecken darf und ich nicht drauf eingehe. Also kein Mitleid, keine Reaktion, ich bleib einfach ruhig, schließe alle Fenster und ziehe den Vorhang zu damit er die Blitze nicht sieht.
Akido mag dann auch nicht gern rausgehen, deswegen belass ich es bei Gewitter bei ganz kurzen Runden (er ist aber auch schlau genug seine Geschäfte dann direkt zu erledigen). Statt langen Runden draußen mache ich also drinnen Leckerlisuchspiele, lege eine Leckerlispur oder dergleichen - das lenkt ihn dann auch ab und holt ihn meistens gut aus seiner Angst heraus.
Gestern hat uns ein Gewitter überrascht, da war ich mit einer Freundin und ihrer Hündin unterwegs - wir haben uns so vertieft unterhalten und die Hunde an den Leinen ignoriert, Akido ist da erstaunlich ruhig geblieben (schon mehr Richtung Auto gezogen, aber nicht so kopflos wie sonst).

Was ich mit Akido gern mal probieren würde wäre CDs mit Donner abzuspielen, einfach so regelmäßig und ohne Aufregung, einfach als wäre es das normalste der Welt... allerdings machen ihm Schüsse im TV zb auch nichts aus, also hilft das vl auch nicht weiter.

Fazit von meinem langatmigen Geschwafel: Je weniger ich drauf eingehe, desto weniger Angst zeigt mein Hund - ist aber vermutlich wieder bei jedem anders  :106:

Offline Teufel9999

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #8 am: 27. Juni 2018, 11:31:51 »
Ich gebe meinen Hunden seit 1 Woche diese Hanftropfen. Bei Lea ist mir aufgefallen, dass sie wesentlich entspannter ist, sie ist immer sehr rastlos hin und her gelaufen.

Dexter ist gelassener - wenn auch nicht einfach.

Pumuckl - er scheint munterer zu sein, weil es ja auch schmerzlindernd wirkt.

Mutti - seit der Hanfölgabe lassen sie ihre Beine in Ruhe, es wirkt anscheinend auf die Muskulatur entspannend.

Zylkene gebe ich übrigens auch. Es macht auch Dexter etwas gelassener, obwohl ich das Gefühl habe das Hanföl wirkt besser und schneller. Es ist halt sehr teuer, dafür brauche ich für Lea (24 kg) 2 Tropfen, Dexter (16 kg) 2 Tropfen, Pumuckl (10kg) 1 Tropfen, Mutti 7 Tropfen. Pro 10 kg also 1 Tropfen.

lg
Tatjana
Magie: ist der Moment in dem ein Tier erkennt, dass seine Schmerzen vorbei sind und dir sein unbegrenztes Vertrauen und seine unbegrenzte Liebe zukommen lässt. This is magic!!!!

Offline Mitzi

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #9 am: 27. Juni 2018, 12:34:42 »
Das tut mir leid jenny.

Unbedingt den Gedanken entfernen das er es im Tierheim besser hat. Nimm ihn wie er ist. Und wie tamata schon sagt: er spürt alles was du denkst, fühlst und ich persönlich bin immer mehr der meinung das es hier anzusetzen ist. Das ist nicht ganz leicht. Oft ist das so in meinem verankert. Gewitter: ach herrje jetzt geht das wieder los, was wird kiro machen etc. Alleine schon deine Gedanken. Er spürt es.

Luna ist seit kurzem auf ihren fixplatz und ich staune wie sie sich verhält. Luna spürt die ruhige Energie von ihr. Luna spürte ebenso meinen stress, das ich manchmal genervt war usw. Deswegen kam ich mit ihr nicht mehr weiter. Wie man das aus seinen gedanken und körperhaltung bekommt. Frag mi was leichteres
 Das ist enorm schwer find ich.

Offline micky

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #10 am: 27. Juni 2018, 12:53:51 »
Hi Jenny!

Ich finde es auch positiv, daß Du geschrieben hast, was du empfindest!   :113:
Ich habe Deine Tagebucheinträge und den heutigen Bericht durchgelesen, und natürlich ist es schwer, aus der Entfernung eine Einschätzung zu geben, zumal ich weder Dich noch Kito kenne. Aber ich probier's mal: Zum einen kann es natürlich sein, daß Kito ein sehr selbstständiger Hund ist. Er war jahrelang im Tierheim, mußte sich also immer auf sich selbst verlassen. Ev. hat er vorher bzw. speziell in der Prägephase nie vertrauensvolle Erfahrungen mit Menschen machen können. Dadurch fällt es ihm möglicherweise schwer, zu Dir bzw. generell zu Menschen ein tiefliegendes Vertrauen aufzubauen. Es können Kleinigkeiten im Alltag sein, die dies für ihn schwer machen. Das kann man jedoch nur bei persönlichem Kontakt und situationsabhängig genau beurteilen.
Der Wohnungswechsel könnte ebenfalls für die Verschlechterung seiner Angstzustände ausschlaggebend sein. Da wird es bestimmt eine Zeit dauern, bis er sich darauf eingestellt hat.
Bei Angst vor Gewittern, ... handeln Hunde unterbewußt. Manche suchen sich eine für sie sichere Ecke, andere suchen die Nähe des Menschen, wieder andere setzen Übersprungshandlungen (an Möbel kratzen, ...) um damit besser zurecht zu kommen.
Versuche herauszufinden, was ihm wirklich Spaß macht (außer Katzenjagen  :be happy: ). Etwas, das ihr gemeinsam macht. Dies könnte dann dein "Notfallknopf" sein, um ihn herauszuholen und mehr Bindung aufzubauen. Zum Beispiel: Schnüffel- und Suchspiele, Tricks beibringen, ...
Am wichtigsten in der Hund-Mensch-Beziehung ist meiner Meinung nach tiefliegendes Vertrauen. Wenn man das erarbeiten kann, hat man viel gewonnen!
Nur nicht aufgeben, Du findest bestimmt den richtigen Weg!  :kacsint2:
« Letzte Änderung: 27. Juni 2018, 13:40:34 von micky »
beni & fanni, smoky, pepsi, & fritzi, rocco & lilli-marleen
in meinem herzen: suki & momo, mimi

Offline Kai

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #11 am: 27. Juni 2018, 19:38:03 »
Ich habe mir damals das Buch „ der ängstliche Hund“ gekauft von Nicole Wilde. Mir hat es sehr geholfen die Umstände zu verstehen, warum meine Kleine so reagiert. Und das es noch schlimmere Fälle gibt .
Wir geben ihr Bachblüten Rescue remedy, damals hatten wir nur die mit Alkohol, nach 2 mal 5 Tropfen war das Gewitter nur noch halb so schlimm  :alas:
Wir haben auch dieses Thundershirt ausprobiert, mehr so im Alltag, es hat sie irgendwie schon beruhigt.
Zylkene hat bei uns nicht funktioniert, aber dieser Stecker für die Steckdose mit den Pheromomen oder so.
Was wir letztes Jahr an Silvester festgestellt haben und dieses Jahr gleich wiederholt haben: ein Actionfilm mit viel Geknalle im Fernsehen anschauen. Handlung egal, Hauptsache viel Bumm und Krach. Da hat sie dann der Krach von Draußen überhaupt nicht mehr interessiert, nachdem wir alle wie gebannt auf den Fernseher geschaut haben.
Vielleicht auch das Konstitutionsmittel bestimmen lassen ?
Liebe Grüße

Offline Tipsy

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #12 am: 28. Juni 2018, 08:24:26 »
Ich schreib mal spontan auf, was mir einfällt, was Du ausprobieren kannst.

Raum einengen z.B. kleiner Raum oder Box
Nahrungsergänzungsmittel (CBD-Öl, L-Theanin, Zylkene, L-Tryptophan)
Adaptil (Halsband, Stecker für die Steckdose)
Thundershirt
Relaxodog

Ich weiss von mir in der Hundeschule, dass nicht jedem Hund alles hilft, aber doch einiges vielen Hunden. Am Wichtigsten ist auch Deine Einstellung, nämlich nicht der Gedanke "Oh Gott, jetzt benimmt er sich gleich wieder so und so".
Wir haben einen Rüden bei uns in der Hundeschule, der auch Panik bei jeglicher Art von Knall und Gewitter schiebt - wobei wir mittlerweile glauben, dass Frauchen eigentlich schon früher Panik nämlich vor der Panik schiebt. Sie fährt normalerweise beim ersten Donner in etwa 100 km Entfernung heim. Letztens hat mein junger Trainerkollege gemeint - nein, sie fährt jetzt nicht heim, es wird weiter trainiert. Und siehe da - obwohl der Hund zuerst nur Richtung Ausgang/Auto gezogen hat, hat er nach etwa 15 Minuten sich soweit beruhigt, dass er arbeiten konnte und sogar wieder Futter genommen hat.

Ich hatte bisher absolut souveräne Hunde, die vor keinem Geräusch Angst hatten bzw. wo diese Angst rasch nach der Übernahme weg war.
Selbst mein Zwerg war eigentlich sehr gelassen und unerschrocken, bis wir ein dämliches Erlebnis mit einem Heissluftballon hatten, als er 5,5 Monate alt war.
Seitdem ist er etwas geräuscheempfindlich.
Er hat seitdem (ist jetzt 9 Monate) ein Adaptilhalsband drauf und ich versuche bewusst diverse laute und komische Geräusche immer wieder abzuspielen und mit Superleckerchen zu verknüpfen.

Letztes Wochenende bin ich mit einem Trainerkollegen noch sehr lange zusammengesessen und es gab plötzlich ein Feuerwerk. Mein Bub hat sofort wieder panisch reagiert und wollte nur mehr flüchten. Seine Hündin ist auch eher empfindlich und er hatte zum Testen dieses Relaxodog-Gerät mit.
Mein Bub hat sich nach 2 Minuten hingelegt und geschlafen, seine Hündin hat zumindest zum Rumwandern aufgehört und sich hingelegt, wenngleich sie auch nicht geschlafen hat. Ich denke ich werde mir das Teil bestellen.

Mit CBD-Öl hab ich bisher nur wegen Schmerzen gut Erfahrung (bei Hund und Mensch).
Mit L-Theanin und L-Tryptophan (Aminosäuren) hatte ich bei Cooper tolle Erfolge bezüglich seiner Menschenpanik.

Ich glaub ein großes Problem für uns Menschen ist auch, weil wir uns so hilflos fühlen - wir wollen helfen, die Hunde lassen es aber in ihrer Panik nicht wirklich zu.
Gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir den Mut die Dinge zu ändern, die ich nicht akzeptieren kann. Und gib mir die Weisheit zwischen beiden unterscheiden zu können!!!

Offline Kathrin_Wien

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #13 am: 28. Juni 2018, 08:49:04 »
ich versuche bewusst diverse laute und komische Geräusche immer wieder abzuspielen und mit Superleckerchen zu verknüpfen.

Ich denke auch eine positive Verknüpfung ist der Schlüssel für Langzeit-Ergebnisse, weil gerade diese Beruhigungsdinge hat man ja auch nicht immer und überall dabei, ich wurde schon des Öfteren von einem Feuerwerk überrascht (oder einem Gewitter  :112:). Akido hatte am Anfang panische Angst vor großen Rüden (keine Ahnung was ihm da passiert ist), gab dann immer supertolle Leckerlis wenn er einen gesehen und mich dann angeschaut hat statt panisch wegzuziehen oder in der Panik bellend nach vorn zu gehen - hat gedauert, aber geklappt.  :113:

Offline Jendara

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Re: Langsam am Verzweifeln... Hund mit Angststörung
« Antwort #14 am: 28. Juni 2018, 10:59:02 »
Tasso fürchtet sich auch wahnsinnig bei Gewittern oder Feuerwerk. Letztens wurden wir am Agilityplatz von Donner überrascht. Ich stand gerade mit Tasso am Start und wollte loslegen, als das Geräusch kam. Ein kurzer Blick von mir nach oben, dann zu meinem Hund + der Gedanke "...Na toll, was für ein Timing" haben ausgereicht. Tasso wurde total nervös, könnte sich überhaupt nicht mehr konzentrieren und wir haben den ganzen Lauf komplett versaut.

Mein Trainer meinte daraufhin nur: Selbst Schuld.
Hätte ich nicht reagiert, wäre es für meinen Hund bedeutend einfacher gewesen, bei der Sache zu bleiben.
Und er hatte Recht. Ich hab ihm in der Sekunde als ich ihn anblickte deutlich angesehen, dass er ganz genau mitkriegt, was i h gerade denke, nämlich Scheiße Gewitter. Und das hat ausgereicht.

Ich hab die nächste Zeit probiert, mich i. Solchen Situationen extrem zusammen zu reißen und mich selbst um zu konditionieren. Und ich finde, inzwischen mit einigem Erfolg. Ich hab den automatischen Blick zum Himmel abgestellt. Und versuch Tasso stattdessen fröhlich anzulächeln und ihn augenblicklich fur ne Minute mit irgendwas anderem abzulenken, zum Beispiel fliegt, sofern griffbereit, sofort ein Dummy oder ich mach selbst kurz den Kasperl. Nur ganz kurz und dann mach ich einfach wieder ganz normal mit dem weiter, was ich gerade getan hab.

Klappt soweit ganz gut. Gestern war ich zB in Garten, als plötzlich ein riesen Donner anrollte. Erster Gedanke meines Hundes, ins Haus laufen. hab ihn auf halbem Weg gerufen und ihn bewusst ein bissl ausgelacht, hab mit gleichzeitig eine am Boden liegende Marille geschnappt und angefangen, damit zu spielen. Meine Reaktion hat ihn sichtlich verwirrt ^^. Hielt ihn aber immerhin davon ab, wegzulaufen und hat ihn schließlich sogar ein bissl motiviert mitzumachen. Nach zwei Minuten hab ich ihn dann entlassen, damit er sich zurückziehen konnte.aberich glaube, dass der Knackpunkt bei sowas ist, dass man den Erstimpuls des Hundes verändert. Danach kann sich nach und nach seine Gesamteinstellung dazu verändern.

Ich hoffe, du kannst aus meinem Beispiel was für dich mitnehmen. Ängste sind sicherlich ein schwieriges, langwieriges Thema. Umso schöner ist es, wenn sich noch so kleine Erfolge einstellen.
« Letzte Änderung: 28. Juni 2018, 11:01:10 von Jendara »