ERZIEHUNG ohne ziehen-Fair Thread

Begonnen von HUNDESCHWEIGER, 15.03.2010 - 22:04

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HUNDESCHWEIGER

passend zum thread, ein auszug aus meinem Buch:
"Kommunikation aus der Sicht des Hundes"

   Die "Nein!"-Hunde
 

Wo immer man (Hunde-)Alltag erlebt, in der Hundezone, im Kaffeehaus, am Badestrand, in Einkaufstraßen usw., überall trifft man sie, die sogenannten "Nein!"- Hunde.
"Nein, lass das!"
"Nein, mach das nicht!"
"Nein! NEIN!!!"
Meine Art der Hundeerziehung hat für ein zurechtweisendes Nein keinen Platz. Hier gerate ich vielleicht auf den ersten Blick ein wenig in einen esoterisch anmutenden Bereich: Ein Nein besteht aus Negativ-Elementarem und kann in der Folge so nichts Positives bewirken. Ein passender Spruch dazu ist eindeutig: "Was man sät, wird man ernten!" Doch gerade dann, wenn wir ein Nein einsetzen, wollen wir letztlich, dass der Hund sein Verhalten ins Positive ändert - das kann und wird nicht funktionieren! Was wir so erreichen können, ist nur, unseren Hund so weit einzuschüchtern, dass er sich das nicht gewollte Verhalten aus Verunsicherung nicht mehr zu zeigen traut. Er weiß aber nicht, was er eigentlich falsch gemacht hat oder was nun eigentlich richtig ist. Die Folge: Wir stehen vor einem endgültig verwirrten Hund.
Ein Beispiel:
Der Hund bellt ankommende Besucher aggressiv an. Ein scharfes "Nein!" könnte der Hund auch als Mitbellen und damit als Unterstützung seines Frauchens/Herrchens wahrnehmen und erst recht in seinem Verhalten bestärkt werden. Sollte er andererseits das scharfe "Nein!" tatsächlich (wie ja beabsichtigt) auf sich beziehen, aber durch den ankommenden Besucher verunsichert sein, wird es ihm wohl kaum Sicherheit geben. Er könnte diese negative Einwirkung auch mit Besuch an sich verknüpfen und den nächsten Besucher noch eine Spur heftiger verbellen.
Ein weiteres Beispiel:
Der Hund nagt Möbel an. Wir schreien "Nein!" und der Hund lässt seine Tätigkeit für den Moment. Wir glauben nun fälschlicher Weise, der Hund habe uns verstanden, doch was ist wirklich passiert?:
Wir haben nichts anderes bewirkt, als dem Hund durch unsere unangenehme, laute, unausgeglichene Aktion den Spaß an seinem momentanen Verhalten zu verderben. Gelernt hat er dabei nachhaltig nichts und solange wir die Ursache für sein unerwünschtes Verhalten nicht beseitigen, wird er es immer wieder zeigen.
Sollten wir ihm das unerwünschte Verhalten durch noch stärkere negative Einwirkung verleiden (Hurra, ein kurzfristiger Erfolg!) und er sich vor Angst selbiges nicht mehr zu zeigen traut, wird er über kurz oder lang ein anderes Ventil für dessen Ursache suchen und sich vielleicht eine andere Unart aneignen. Bei jeglicher Art von unerwünschtem Verhalten ist meines Erachtens nach auf eine scharfe Zurechtweisung zu verzichten und unbedingt nach der Ursache desselben zu suchen und diese zu beseitigen.
Im Falle des Möbelanknabberns könnte es typischer Weise mangelnde Auslastung des Hundes sein - er würde wohl (durch vermehrtes Spielen, Radfahren, Joggen ...) sein unerwünschtes Verhalten aufgeben.
Jedes unerwünschte Verhalten hat eine Ursache und wir als denkende Individuen sollten die Suche nach selbiger als Herausforderung sehen und dies auch aus Respekt und Achtung unserem Hund gegenüber auf uns nehmen.